Leben in der Kunst

Ich hatte eben mit zwei wesentlich jüngeren Künstlern eine anregende Debatte über das Leben in der Kunst.

In der Lyrik-Leiste des Gleisdorfer „Zeit.Raum“.

Es zeigt sich allemal, wer so einen Weg konsequent geht, gibt damit einer obsessiven Seite Raum. Ich meine, das sucht man sich nicht aus. Mir mißfällt bloß dieses Bild von „Berufung“, das sich ja vermeiden läßt. Da wird eine höhere Instanz adressiert, die einen quasi beauftragt. Ein eher kleinbürgerliches Motiv.

Es gab auch schon Kanaillen, die dazu eine Kategorie wie „die Vorsehung“ strapaziert haben. Als wäre einem etwas von höherer Stelle vorbestimmt. Die eine Variante handelt davon, sich vor Selbstverantwortung wegzuducken. Die andere handelt davon, verdeckte Intentionen zu bemänteln.

Es ist eigentlich viel einfacher. Der Antrieb zum Leben in der Kunst liegt in mir. „Die Vorsehung“ tut dazu nichts, weil sie ein Phantasma ist. Aber ich setzen Schritte, die je nach meinen Entscheidungen in diese oder jene Richtung führen.

Künstler Mathias Petermann.

Das ist übrigens, was in der buddhistischen Kultur „Karma“ genannt wird. Kein Schicksal, sonder Konsequenz. Folgerichtigkeit. Das Obsessive ergibt sich, davon bin ich überzeugt, aus individuellen Dispositionen, mit denen man vermutlich geboren wird. Letztlich so, wie man im Autismusspektrum die NT und die ND unterscheidet: die Neurotypischen (Mehrheit) und die Neurodivergenten.

Im Sinn solcher Deutung ist die virtuose Pianistin eine Neurodivergente, der hervorragende Maler ist es, ich bin es auch, da mein Vermögen in der „Abstraktion Sprache“ nicht allen auf solche Art gegeben ist. Aber auch Ken Miles ist es, denn er konnte mit zickigen Automobilen so schnell und präzise fahren wie sonst niemand in seiner Community, was unter anderem zum sagenhaften Ford GT 40 führte.

An all diesen Beispielen bedarf die Disposition freilich der konsequenten Arbeit, um Richtung Virtuosität zu gelangen. Die eingangs erwähnten jüngeren Künstler, beide einer späteren Generation zugehörig, sind Gernot Passath und Mathias Petermann, die Sie im Trail-Protokoll #38: „Rund um das Essenzielle“ erwähnt finden.

Bei ihnen sehe ich diese konsequente auch inhaltliche Arbeit, auf die in der Hobby-Liga einfach verzichtet wird. Das ist eines der Merkmale, um die beiden Genres unterscheiden zu können, die Gegenwartskunst und die Voluntary Arts.

Meilenstein dank Ken Miles: Ford GT 40.

Meine Obsession ist übrigens die Lyrik. Ein erstens gerne bejammertes Genre und zweitens ein von allerhand Behelfslyrikern geschundenes Genre. Da wird oftmals gereimt und geholpert, daß ich nur staunen kann. Aber ich anerkenne dieses Bedürfnis nach der Möglichkeit, eine persönliche Mitteilung auf ein anderes Bedeutungsniveau zu heben. Das muß jedem Menschen freistehen.

Ich hab in unserem Gleisdorfer Zeit.Raum eine Lyrik-Leiste eingebaut. Da bringe ich Beispiele aus verschiedenen Jahrhunderten, dabei auch Zeitgenössisches, das etwa – wie aktuell – auf eines unserer künstlerischen Vorhaben verweist. So wie im Augenblick mein „ich konnte“ als Element in „Am Meer“: [Link] [Am Meer]

+) Lyrik: Eine Obsession (Übersicht)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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