Round Table: Kompetenzlagen

Wir befassen uns auf dem Weg zu einem Round Table im Herbst mit einigen Zusammenhängen zwischen Werkstatt, Atelier und Museum/Galerie. Also auch mit Wissensarbeit, Gegenwartskunst und mit den Früchten der Handfertigkeit.

Astrid Kury (4. von rechts) bei der Eröffnung des Gleisdorfer Kunstsymposions 2013

Wir leben eine Kultur, in der körperliche und geistige Arbeit gerne als Antagonismen gedeutet werden. Das angebliche Gefälle zwischen Kopf und Körper ist keine Beschreibung der Realität, sondern Ausdruck einer ideologisch begründeten Arroganz.

In der griechischen Antike definierten „freie Männer“ ihre bevorzugten geistigen Tätigkeiten als „Kunst“, während die Produktionen aus Sklavenhänden dem „Handwerk“ zugeschrieben wurden.

Wir finden das Echo dieser Anmaßung immer noch im Alltag unserer Gesellschaft, auch in Zirkeln Kulturschaffender. (Kann es denn exzellente Handarbeit ohne die Begleitung vorzüglicher Kopfarbeit überhaupt geben? Natürlich nicht!)

In der Befassung mit solchen Fragen sind mir dann Berührungspunkte mit einigen weiteren bipolaren Denkkonzepten aufgefallen, die in unserem kulturellen Engagement zur Wirkung kommen. Daraus ergab sich folgende kleine Themenliste:
+) Kopf und Hand
+) Zentrum und Provinz
+) Öffentlicher und privater Raum
+) Altes Wissen und neue Anforderungen

In unserer laufenden Arbeit sind diese Aspekte schon lange miteinander verwoben. So hat zum Beispiel eben Irmgard Hierzer als Kuratorin eine sehr lebhafte Station im heurigen April-Festival gestaltet, geht mit uns inzwischen aber auch in diese aktuelle Themenstellung hinein:

>>nun zu deiner frage: mein richtiger handwerklicher titel ist „damenkleidermachermeisterin“. unendliches wort… daher die bezeichnung „schneiderin“ bzw.“schneider“, da sagt man allerdings schon eher herrenschneider. am liebsten wäre es mir, würdest du zu meinem namen das wort „schneiderhandwerk“ beifügen, da es mein erlerntes handwerk ist. und „handwerk“ ist mir das wichtige.<<

Irmgard Hierzer (links) und Sigrid Meister im Museum im Rathaus

Das hat gesamt mit den Lebensbedingungen in unserer Region zu tun, wo heute Vollbeschäftigung herrscht. Der Wohlstand, den wir genießen dürfen, kam nicht aus der Landwirtschaft, sondern verdankt sich wesentlich den handwerklichen, später auch industriellen Entwicklungen, auf die dann eine unternehmungsfreudige Kaufmannschaft setzen konnte.

Einen ganz anderen Zugang bringt Anja Alexandra Weisi-Michelitsch ein. Ihr Input bei unserem herbstlichen Round Table ergibt sich aus einem bemerkenswerten Engagement. Als Ausstellungskuratorin im Feuerwehrmuseum Groß St. Florian [link] ist sie mit mehreren Aspekten unserer Themenstellung befaßt.

Regionalgeschichte und altes Wissen. Museumsbetrieb und Galerie (hochkarätige Gegenwartskunst). All das reichlich entfernt vom Landeszentrum, gebündelt in einem komplexen Museumskonzept.

Anja Alexandra Weisi-Michelitsch im Feuerwehrmuseum

Vollkommen anders funktioniert das Gleisdorfer Museum im Rathaus, wo wir mit den Round Table und dem Gleisdorfer Kunstsymposion gastieren werden. Dessen Kustodin Sigrid Meister wird mit uns sein.

Astrid Kury von der Akademie Graz [link] hat völlig andere Aufgabenstellungen, die aber ebenfalls etliche der oben genannten Teilthemen berühren. Wie sieht nun eine gegenwärtige Deutung des Akademie-Begriffes aus? In Kurys Fall übrigens stets verwoben mit Bereichen der Gegenwartskunst.

Fußnötchen:
Auch diese Kulturinitiative – Kunst Ost & kultur.at im Verbund – wurzelt in einer eigenwilligen Deutung des Akademie-Begriffes. Die grundlegende Website erinnert mit ihrem Domainnamen noch heute daran.

Unsere VAN-Site, unter van.at schon lange online, geht auf die „Virtuelle Akademie Nitscha“ zurück. Web-Start 1998: [link]

Das war eines der ersten Netzkulturprojekte Österreichs, damals in der kleinen oststeirischen Gemeinde Nitscha angesiedelt, die demnächst durch ihre Eingemeindung in Gleisdorf Geschichte sein wird.

Damit möchte ich auch deutlich machen, wir haben als Community des Round Table schon eine Menge Erfahrung mit diesen Teilthemen Kopf und Hand, Zentrum und Provinz, öffentlicher und privater Raum, altes Wissen und neue Anforderungen.

— [Round Table] [Generaldokumentation] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.