In diesen Tagen endet die soziokulturelle Drehscheibe Kunst Ost als ein LEADER-Kulturprojekt. Das gibt jetzt noch ein Stück Verwaltungsarbeit und Dokumentationsgeschäft. Ich beende das letzte Arbeitsjournal dieses Abschnittes, in dem Tag für Tag vermerkt war, was ich im Rahmen des Projektes gemacht habe, denn „Fördergeber“ wollen das kontrollieren können.
Es wird sich vermutlich ein Honorar für den Arbeitsmonat Dezember nicht mehr ausgehen. Aber wie könnte das ein Problem sein, wo ich doch in der Wahrnehmung manche Kulturschaffender nun über Jahre im Geld geschwommen bin?
Ich hatte 2009 die erste Projektphase realisiert. Ab 2010 lief der aktuelle Abschnitt, dem der 31. Dezember 2013 nun einen Schlußpunkt setzt. All das ist inhaltlich ein Teil meines Langzeitprojektes „The Long Distance Howl“: [link]
Es geht nach wie vor um dieses konkrete Feld im realen Leben, auf das ich mit meinem Mitteln als Künstler verändernden Einfluß nehme. Ein Stück der Oststeiermark, eine „Bühne“, ene Strecke…
Ich habe dabei mit wechselnden Verbündeten von 2009 bis heute für den Kulturbereich über eine halbe Million Euro bewegen können. Daher wohl auch die launige Legendenbildung über meinen angeblichen Wohlstand.
Daß es vielen regionalen Kulturschaffenden an Augenmaß fehlt und daß ihre drängenden Begehrlichkeiten ihre Ansichten mehr prägen als selbst simpelste Grundlagen von Realismus, gehört zu einer der harten Lektionen dieses Prozesses.
Anders ausgedrückt: Gelegentlich setzt bei manchen völlig der Verstand aus und ihr Wollen fährt mit ihnen Programm, da wird kein Realitäts-Check mehr in Betracht gezogen.
Auch gut, denn das hilft bei anspruchsvollen Vorhaben Spreu von Weizen zu trennen. Faktur bleibt, nennenswerte Budgets werden bloß für entsprechend aufwendige Vorhaben eingesetzt. Die Verwaltungsarbeit dafür ist enorm. Die dazu nötige Lobbyarbeit kommt noch dazu. Wer je versucht hat, irgendwo wenigstens 20.000 Euro Fördergelder abzuholen, weiß wovon ich rede.
Ich habe in Politik und Verwaltung die kontrastreichsten Erfahrungen gemacht. Dazu gehören völlig ungeschminkte und brutale Anfechtungen von Funktionstragenden, die genau dafür nie ein Mandat hatten, die so vor alle gegen jenes „Bottom up-Prinzip“ verstießen, das all jenen Förderprogrammen zugrunde liegt, deren Mittel sie selbst nutzen.
Aber das ist Geschichte und hat sich — gut nachvollziehbar — gegen die eigenen Positionen dieser Leute gewandt. Wer uns noch vor Jahren definitiv bekämpft hat, wovon es kuriose Dokumente gibt, ist auf den rückwärtsgwandten Haltungen alter Funktionärsherrlichkeit sitzengeblieben.
Niemand von uns ahnte 2009/2010, daß derart fundamentale Umbrüche unsere Orte und Region erreichen würden. Das allein ist schon geeignet, neue Konzepte und Modi zu erzwingen. Dem zeigen sich manche Leute aus Politik und Verwaltung bis heute nicht gewachsen, das haben auch allerhand Kunst- und Kulturschaffende noch nicht kapiert.
Auf diese Kreise bezogen ist mein Befund simpel. In den einstürzenden Budgets wird da der Verteilungskampf noch härter werden und wer sich auf diese antiquierten Modi einläßt, um etwas zu erreichen, versperrt sich selbst jeden Zugang zu innovativen Verfahrensweisen. Genau darin kolabiert dann das kulturelle Klima eines Ortes, einer Kleinregion, die Chancen auf interessante Entwicklungen gehen völlig in den Keller. (Viel Glück und gute Reise!)
Ich habe selber einige Zeit nicht ganz verstanden, wie man damit umgehen solle. Heute weiß ich, man muß diese Leute sich selbst überlassen und auf Terrains ausweichen, die offen sind und Entwicklung zulassen.
Dort, unter diesen vitaleren Bedingungen, finden sich dann schon jene inspirierten Leute, die zum Beispiel in Kategorien einer kollektiven Praxis zu denken imstande sind, die es schaffen, sich selbst in Frage zu stellen und die eigene Position neu an- wie einzuordnen. Das gilt für die Basis genauso wie in einer Stadtregierung.
Solche Kräfte finde ich regional in der Politik und in der Verwaltung, ich finde sie in der Wirtschaft und an der Basis Kunst- und Kulturschaffender.
Was wir auf heute jeden Fall teilen ist die Klarheit, daß wir eben erst einige Annahmen neu geordnet, einige Wege zu gehen begonnen haben, um im Kulturbereich Neuland zu betreten. Dem werden wohl die nächsten Jahre gewidmet sein. Ich werde hier noch zeigen, worin diese Schritte auf kulturpolitischem Neuland evident sind.
Ich habe eingangs erwähnt, daß die soziokulturelle Drehscheibe Kunst Ost als ein LEADER-Kulturprojekt gerade endet.
Was ich als Arbeitsergebnis an die Community übergebe, ist der Kulturpakt Gleisdorf. Das ist einerseits ein aktueller Arbeitsmodus der Kleinregion und kommenden Großgemeinde Gleisdorf. Das ist andrerseits ein Modell, welches auch andernorts erprobt werden kann und sich bewähren sollte.
Das bedeutet ferner, die soziokulturelle Drehscheibe Kunst Ost ist in ihrer bisherigen Konzeption obsolet. Was bleibt, ist das Kulturlabor Kunst Ost, in dem wir uns neue Aufgaben suchen, weil es keinen Sinn ergäbe, parallel zum Kulturpakt Gleisdorf ähnliche Agenda weiter zu betreuen.
— [Generaldokumentation] —