Mein Beitrag zur kommenden Station in Markt Hartmannsdorf, für den Michaela Knittelfelder-Lang die Themenstellung „Human Melting Pot“ auf den Tisch gelegt hat, trägt den Titel „Imperium“ — ein Teil dieser Station. Wir sind dabei bisher zu viert, neben Knittelfelder-Lang und mir auch Michael Ramminger und Daniel Wetzelberger.
Ich hab im Beitrag „Marktfragen und Marktlagen“ von meiner Mittagsdebatte mit Ramminger erzählt: [link] Wir hätten reichlich zu tun, nur die künstlerischen Fragen und Aufgaben in unserer Arbeit zu bearbeiten, zu bewältigen. Dazu kommen dann ohnehin noch ausreichend Anforderungen der Vermittlung und des Broterwerbs.
Wir haben uns aber auf Nebenschauplätzen auch mit teilweise sehr kuriosen Anfechtungen auseinanderzusetzen, denn in dieser Gesellschaft erregt leicht Verdacht, wer einen wesentlichen Teil seines Lebens symbolischen Gütern widmet.
In einem Land, dessen Bildungssystem nicht gerade auf der Höhe der Zeit und seiner Möglichkeiten steht, würde es sich lohnen, uns Kunstschaffende als Verbündete in folgendem Sinn zu betrachten: Wir sind engagierte Kräfte der Wissensarbeit, der Wahrnehmungserfahrungen, der kontrastreichen Kommunikation, auch des Umgangs mit irritierenden Eindrücken.
Es gibt kein Berufsfeld, auf dem Kompetenzen aus all diesen Bereichen nicht andauernd gebraucht würden. Es gibt keinen Winkel der Gesellschaft, der ohne solche Kompetenzen gedeihen könnte.
Hier deutet sich außerdem eines der möglichen Kriterien an, falls jemand fragt, was denn nun oder wann Kunst sei.
Wer auf jeden der hier angeführten Bereiche in der Arbeit verzichtet und sich nur dem selbstbezogenen Genuß des Tuns hingibt, wird mindestens darin, in den Ergebnissen dieses Tuns, außergewöhnlich brillant sein müssen, um bemerkt werden zu können.
In meiner Kunstpraxis und meinen Arbeitskontakten mit anderen Kunstschaffenden kommen weder so einsame Genies, noch so einsame Stümper vor.
Alle Künstlerinnen und Künstler, mit denen ich längerfristig zu tun hab, erweisen sich auch als sehr wach und interessiert, was die Rahmenbedingungen ihrer Kunstpraxis angeht, die Kräftespiele innerhalb unserer Gesellschaft, den Zustand der Welt.
In dieser laufenden Gesamtwahrnehmung suchen wir uns unsere Themen, unsere Arbeitsschwerpunkte. Manche teilen mein Faible für Diskurse und eine kritische Betrachtung der gesellschaftlichen Narrative, der nationalen Mythen und der stilisierten Selbstinszenierungen. Andere sind stärker im Bereich des visuellen Denkens unterwegs und bewegen uns mit ihren Erzählungen in Bildern.
Elaborierte Codes finden wir auch in der Musik, an die oft Leiblichkeit und leiblicher Ausdruck geknüpft sind. Man muß seinem Körper einiges beigebracht haben, damit man in Musik etwas erzählen kann. Sie nimmt sich überdies den Körper als Medium.
Wenn wir mit solchen Mitteln zusammenfinden, um ein Thema auszuloten, dann sind die daraus folgenden Veranstaltungen nicht bloß kulturelle Repräsentation, sondern aktive Debatte. Sie sind nicht zuletzt gewissermaßen ein Tanz der Ausdrucksformen.
Wenn wir das tun, hat es einen weiteren, sehr wichtigen Aspekt. Wir übernehmen darin Verantwortung für den Zugriff auf Definitionsmacht.
Mein Großvater war ein Untertan des Kaisers, mein Vater ein Soldat der Tyrannis. Wir haben erst ziemlich kurz Erfahrung damit, daß wir nicht bloß auf das Herrschaftswissen von etablierten Eliten vertrauen müssen, sondern daß wir alle gefordert sind, uns selbst fundierte Ansichten zu erarbeiten und am öffentlichen sozialen, politischen und kulturellen Leben teilzunehmen.
Das bedeutet unter anderem, wir treten im Gemeinwesen ab und zu offen neben Politik, Wissenschaft, Journalismus und andere Formen von Definitionseliten hin, um die Ergebnisse unserer Arbeit an Themen öffentlich vorzutragen; hauptsächlich mit Mitteln der Kunst.
Unsere Station wird vom 30. April bis 10. Mai 2014 im „Dorfhof“ von Markt Hartmannsdorf statt; in Kooperation mit der Kulturinitaitive Kulturmarkt Hartmannsdorf.