Das Jahr endet, eine Projekphase endet. Was haben wir?
>>Dieser Auftakt zu einem Work in Progress ist zugleich Abschluß des ersten Praxis-Jahrzehnts von Martin Krusches Langzeitprojekt „the long distance howl“.<<
So hieß es Anfang September in einem Programmhinweis auf unser 2013er Kunstsymposion: [link]
Das Symposion war im Zusammenhang mit der Abrundung des ersten Projektjahrzehntes dem Ausblick auf 2014 gewidmet, darin auch der Rückschau auf 1914, den Vorbedingungen und Konsequenzen des „Großen Krieges“.
Ein zweiter Arbeitsschwerpunkt im Dialog Österreich, Bosnien-Herzegowina und Serbien war auf die Frage nach den Rollen Kunstschaffender in dieser Gesellschaft gerichtet. Siehe dazu etwa:
>>Meiden wir derlei Klärungen, was also Rolle und Profession der Kunstschaffenden sind, fehlen uns, auf jeden Fall: mir, wesentliche Grundlagen für zielführende KULTURPOLITISCHE Verhandlungen. << [Quelle]
In enger Verzahnung mit dem Kunstsymposion absolvierten wir die „Styrian Sessions“ mit dem serbischen Duo diSTRUKTURA, aus denen Arbeitslinien weiterführen. Da heißt es im Reflexionsbereich an einer Stelle:
>>Es endet gerade das erste Jahrzehnt meines Langzeitprojektes „the long distance howl“. Um das zweite Jahrzehnt, an dem mir liegt, sinnvoll absolvieren zu können, muß ich einige der Grundlagen meiner Profession klären. Ich muß!<< [Quelle]
Kein Zufall, daß eine der zwei Sessions im Rahmen der Talking Communities den Titel „Klartext“ trugt: [link]
Wir werden das auf der Diskursebene weiterverfolgen und zum Zwischenstand ein Fazit herausarbeiten. Ich habe dazu aber auch eine Praxisebene, die sehr konkret aus diesem Symposion herausführt.
Die wesentliche Markierung für diesen neu angelegten künstlerischen Prozeß, der als kollektive Arbeit angelegt ist, findet sich unter den „Elementen“ von „the track: axiom“ und wurzelt in einer Dialogsituation mit Selman Trtovac: [link]
Mein Dialog mit ihm hat auch eine Werkebene erhalten, die unter anderem nötig ist, um dem Prinzip zu folgen, daß wir Aktion und Reflexion beinander halten, was meint, Kunstpraxis und Kunstdiskurs werden in Wechselwirkung gehalten. Siehe dazu: „Amt für allgemeines Können: Brief und Siegel“ [link]
Einige der Fragestellungen, auf die auch Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov eingeht, wie ebenfalls der Kulturwissenschafter Günther Marchner, sind hier notiert: „Balkan-Sessions: Gelandet“ [link]
So wird das Langzeitprojekt „the long distance howl“ nach seinem ersten Jahrzehnt Laufzeit in die nächste Phase übergeleitet.
Die passende Station, um diese Überleitung zu markieren, lag in der Session „Der große Traum“ („Veliki San“) von „Treci Beograd“, zu Gast in der Mühle von Andrea Schlemmer. Diese Mühle bei Schwarzau, nahe Kirchbach, steht in der Oststeiermark, ein halbes Stündchen Fahrt von Gleisdorf entfernt: [link]
Der Weg da hin führt für mich durch Kirchberg, woher Autor Helmut Schranz stammt, mit dem ich eben einige Fragen zum aktuellen Kunstbetrieb und zur Rolle Kunstschaffender zu erörtern hatte; siehe dazu Krusches Log, Eintrag #1928 [link]
Wir haben also den aktuellen Prozeß auf eine kollektive Praxis abgestellt, untersuchen unsere Positionen in einem zeitgeschichtlichen Kontext und mit einer räumlichen Konzentration auf balkanische Zusammenhänge, den Alpe-Adria-Teil Europas.
Der Blick auf den „Großen Krieg“ verlangt einen Blick auf den Berliner Kongreß. Damit ist das Zeitfenster skizziert, mit dem wir hauptsächlich befaßt sind. Jenseits der Geschichtsbetrachtung sind wir an Fragen der Kunstpraxis interessiert, genauer gesagt, an Fragen der gegenwärtigen Kunstproduktion und des Kunstmarktes.
Wie verhalten sich diese Teilbereiche zueinander und wie verhalten wir uns dazu?