Ich habe im vorigen Eintrag das temporäre Büro erwähnt, mit dem sich ab nun das „Amt für allgemeines Können“ gelegentlich manifestiert. Das ist für sich kein Kunstwerk, aber Teil eines Prozesses, in dem Kunst und Werke wesentliche Rollen spielen.
In unserer „Fünfer-Nacht“ übernahm Kunstliebhaberin Elisabeth Santigli einen Part in Alfredo Barsuglias Performance, mit welcher er das temporäre Büro bespielte.
Die Rahmensituation dazu bezieht sich aus meiner längerfristigen Debatte mit dem Künstler Selman Trtovac, dessen Dissertation über Strategien der Kunst für mich zu einer wichtigen Anregung im aktuellen Kunstdiskurs wurde.
Die polemische Abwehr der Befassung mit Kunst, wie sie im Statement „Ich kann das auch“ zum Ausdruck kommt, haben wir aufgegriffen und gewendet.
Daraus entstand jene Arbeit mit den Stempeln, bezogen auf den Historiker Karl Kaser, wodurch das Büro und das Amt eine symbolische Legitimation erhielten: [link]
Was ich damit vor allem ausdrücken will: In unseren Projektabschnitten sind stets Kunstpraxis und Kunstdiskurs verknüpft, selten nur für sich stehend, also überdies im direkten Ablauf mit anderen Genres verbunden.
Wie nun mein Dialog mit Selman Trtovac zum Beispiel das Büro und das Amt zur Folge hatte, war gestern Barsuglias Session der Auftakt für weitere Schritte zu einer dichten Debatte.
Wovon handelt es denn, ein Künstler zu sein? Was ist die Profession? Was sind die Bedingungen und Bindungen? Was sind aber auch die Freiheiten? (Ich werde Ausschnitte davon noch für diese Dokumentation aufarbeiten.)
Wir waren davor alle noch die paar Schritte vom Museum zum Hauptplatz gegangen. Elisabeth Santigli zeigte uns Barsuglias Lichtinstallation „Oral Beauty“, die am Kopfende einer Achse quer durch das innere Gleisdorf angebracht ist.
Wenn man unten steht und nach oben blickt, ergibt das überdies einen Schnittpunkt mit einer wuchtigen Arbeit von Hartmut Skerbisch, dem „Solar-Baum“. Es ist so ein zentraler Platz Gleisdorfs mit Gegenwartskunst markiert.
Durch die dauerhaft installierten Arbeit ergibt das außerdem künstlerische Statemens zweier Generationen, die der schon verstorbene Skerbisch und der springlebendige Barsuglia repräsentieren.
Wie erwähnt, anschließend gingen wir in die gemeinsame Debatte zu Fragen nach Kunst und Kunstbetrieb.
Damit ergab die „Lange Nacht der Museen“ einen Übergang zur letzten der „styrian sessions“, die wir kommenden Dienstag mit dem serbischen Duo „diSTRUKTURA“ im Extrazimmer des Gasthofes Wurm absolvieren.
Milica Milicevic und Milan Bosnic hatten den Auftakt zum Gleisdorfer Kunstsymposion gestaltet und setzen hier in der Region nun, nach „Velo Gleisdorf“ und „Fünfer-Nacht“ quasi den diskursiven Schlußpunkt unserer heurigen Herbst-Serie.
Es wird allerdings in diesem Kontext noch in Graz ein paar Akzente geben. Wir kooperieren ja derzeit mit der „Akademie Graz“ und dem „Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark“.
— [Dokumentation] —
+) Das Gleisdorfer Kunstsymposion [link]
+) Die Velo Gleisdorf [link]
+) talking communities: „diSTRUKTURA“ [link]