Es ist ja nicht so, daß wir in den laufenden Umbrüchen etwas geschenkt bekämen. Der Kulturbereich geriet spätestens ab dem Sommer 2012 in ein verstärktes Kräftespiel zwischen kommunalen Bewegungen (Gemeindezusammenlegungen) und amtlichen Neuformationen auf der Landesebene.
Damit meine ich: Körperschaften, Ressortbesetzungen und Abläufe sind in Unruhe geraten, stocken teilweise auch. Ein Beispiel: Die Abrechung eines Budgets dauert plötzlich acht Monate, weil die zuständige Stelle völlig umgebaut und umbesetzt worden war. Das bürdet uns allein in diesem einen Fall voraussichtlich etwa 400,- Euro mehr an Zinsen auf, die ich jetzt privat hereinwirtschaften darf, weil uns das niemand abdeckt.
Jemand anderer hat’s verursacht, ich muß es kompensieren.
So geht es jetzt seit ein paar Jahren, daß die Rahmenbedingungen Kulturschaffender permanent belastet werden, weil im Bereich unserer Geschäftsbeziehungen massive Umbrüche geschehen. Geschäftsbeziehungen! Mir ist diese Sprachregelung übrigens sehr wichtig.
Ich bin nämlich kein „Subventionsempfänger“, sondern der Kooperationspartner öffentlicher Stellen. Diese Stellen haben Aufgaben, ich habe Aufgaben, das bearbeiten wir gemeinsam. Hier gibt’s keine Geschenke. Das ist Business mit strengen Regeln. Allerdings leider vor allem einmal strenge Regeln für mich, für uns.
Das heißt, die Kofinanzierungen unserer Projekte aus verschiedenen Quellen verbinden uns dabei mit öffentlichen Stellen und mit der Privatwirtschaft. Dabei geschieht es in den letzten Jahren zunehmend, daß jene andrücken, die den längeren Hebel haben, egal, ob unsere Vereinbarungen das zulassen oder nicht.
Eh klar, sagen manche. Gar nicht klar! habe ich einzuwenden. Verträge müssen bedient werden. Vereinbarungen haben zu gelten. Wer etwas vermasselt, sollte von sich aus um Kompensation bemüht sein. Daß dann aber der strukturell Stärkere seine Interessen plötzlich durchdrückt, ist einfach nicht akzeptabel.
Dazu kommt noch eine Kuriosität des Metiers. Am allerwenigsten brauchen wir in diesen Abschnitten übliche Trittbrettfahrer, Leute, die sich einfach ins Boot wuchten, wenn alles gut läuft, und die weg sind, wenn die Arbeit anfällt oder Probleme gelöst werden müssen.
Es gibt dazu übrigens auch gute Nachrichten.
Die bisherige Praxisphase des „Kulturpakt Gleisdorf“ entwickelt sich genau in solchen Fragen sehr erfreulich. Ich erlebe nun schon in einigen weiteren Schritten, daß Politik und Verwaltung ernst nehmen, was von der zivilgesellschaftlichen Seite her kommt, und daß engagiert daran gearbeitet wird, die höchst unterschiedlichen Systeme in dieser Praxis kompatibel zu halten.
Das kriegt man nämlich auch nicht geschenkt. Dafür müssen alle Beteiligten die Bereitschaft zeigen, über eigene bevorzugte Modi auch hinauszugehen. Und das ist ein sehr spannender Abschnitt regionalen Kulturgeschehens.
— [Kulturpakt Gleisdorf] —