Beim Geld hört der Spaß auf. Du kannst es drehen wie Du willst, so lange alle gratis hackeln, fein, das ist eine schöne Sache, sinnvoll und erbaulich. Dem stünde gegenüber: Volle Bezahlung für getane Arbeit. Auch fein. Aber auf dem Feld regionaler Kultuschaffender so gut wie ausgeschlossen.
Damit meine ich: Die Budgets dafür gibt es einfach nicht. Es gibt einige gut bezahlte Kräfte in etablierten Einrichtungen. Die selben Häuser bauen aber zugleich auf unterbezahlte Kräfte. (Ich bringe gleich ein konkretes Beispiel.)
Was blüht uns also in freier Wildbahn? Wenig. Aber! Dafür ist das mit einem Maximum an Selbstbestimmung verbunden.
Reden Sie einmal mit Leuten, die im Joanneum ihr Brot verdienen. Oder an der Grazer Universität. Schöne Grüße und schönen Dank! Diese Art von Hierarchie und Abhängigkeiten möchte ich in meinem Leben nicht unterbringen müssen.
Und die Bezahlung? Ein aktuelles Beispiel:
„Das Das GrazMuseum (Stadtmuseum Graz GmbH) sucht ab Mitte Juli 2013 einen/eine Praktikanten/-in für die Ausstellungsabteilung im Ausmaß von 40 Wochenstunden. […] Die Aufgaben umfassen: Administrative Tätigkeiten, Allgemeine administrative Tätigkeiten zur Unterstützung der Ausstellungskurator/¬innen und der Publikationsabteilung…“ etc. etc.
Interessant auch:
„Inhaltliche Aufgaben: Recherche und wissenschaftliches Arbeiten für Ausstellungen, Erstellen und Führen von Objektlisten, Textarbeit und grafische Textbearbeitung…“
Und dazu:
„Ihre Qualifikation vorzugsweise akademischer Abschluss eines kulturwissenschaftlichen Studiums oder eines Architekturstudiums, sehr gute EDV-Kenntnisse, insbesondere Kenntnisse von Adobe Photoshop bzw. InDesign, eventuell erste berufliche Erfahrungen im Kultur- und/oder Wissenschaftsbereich, Organisationsgeschick…“ und so weiter und so fort.
Und jetzt kommts!
„Das monatliche Bruttogehalt für dieses Stelle beträgt 1.000 €.“
Brutto! Wie viel bleibt bei der 40 Stunden-Hacken netto? Und einen Nebenjob kannst Du vergessen, weil Dir dort in der Praxis unter Garantie mehr als 40 Stunden abverlangt werden. Ob die wer zahlt? Ich glaub es nicht.
Ich war so frei, dieses öffentlich ausgehängte Dokument hier zu archivieren, weil es auf der Ursprungswebsite vom Museum sicher nicht all zu lange online bleibt: [link]
Und was möchte ich damit sagen? Daß auf dem Kulturfeld nur für sehr wenige Leute gut bezahlte Jobs verfügbar sind. Der ganze Rest hat karge Dotierungen hinzunehmen.
Für die freie Szene ist daher ganz klar: Wollen wir nicht untergehen, muß es uns gelingen, Ehrenamt und Hauptamt zu kombinieren. Wir müssen es schaffen, bezahlte und unbezahlte Arbeit in angemessene Wechselwirkung zu bringen.
Wir müssen darüber hinaus in der Lage sein, über kluge Kooperationen passende Synergien zu erzeugen, um so einen weiteren Stabilitätsfaktor einzuführen.
Ich stelle erstaunt fest, das sehen in meiner Community nicht alle so. Und stelleweise reproduziert sich das alte Muster: Ist erst einmal Cash in Sichtweite, fahren manchen Leuten die Relationen aus der Spur und sie neigen überdies dazu, klare Absprachen zu vergessen.
Heißt das, wir müssen unsere Vorhaben auch verschriftlichen und etwas mehr Bürokratie einbauen? Muß ich mit meinen Leuten Werkverträge abschließen, damit evident ist, welches Werk wir für welches Geld vereinbart haben und welche Leistungen man selbst bei so einem Deal erbringen muß?
Ich nehme zur Kenntnis, wir werden in Zukunft mehr Werkverträge brauchen. Bisher war das nur bei namhaften Beträgen nötig. Wenn ich mit einer Person oder Institution sieben- bis zehntausend oder gar bis sechzigtausend Euro bewege, haben wir klarerweise Verträge auf dem Tisch.
Bei tausend bis fünfzehnhundert Euro schienen mir bisher Absprachen hinreichend, denn in Österreich haben auch MÜNDLICHE Verträge rechtsverbindliche Geltung.
Kann man leider vergessen, denn nach der Arbeit kriegt immer irgendwer das Gefühl, er habe für seinen Part zu wenig Geld erhalten, egal, was anfangs vereinbart war.
Immerhin ein weiteres Stück Klarheit, daß vermuten läßt: Neben einer wachsenden Professionalisierung wird sich auch eine zunehmende Bürokratisierung nicht vermeiden lassen.
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