Küchengeruch

Das Wort ist mir aus meinen Kindertagen hängengeblieben. Es scheint aktuell nicht mehr in Umlauf zu sein.

Mir ist von damals, vor über 50 Jahren, in Erinnerung, daß Küchengeruch etwa im Rang von Kulturschande stand. Außerdem hieß das, so viel hatte ich schon als Kind kapiert, daß die Hausfrau es mindestens an Fleiß, vermutlich an Kompetenz mangeln ließ. Das konnte Tadel vom Hausherren einbringen.

Es gab seinerzeit auch Werbung für Raumspray, aber der wurde eher allgemein als Mittel gegen „schlechte Luft“ angepriesen. Darunter fiel Küchengeruch offenbar nicht. Die Ultima Ratio war in den 1960ern freilich eine gesamtgesellschaftliche Abneigung gegen Körpergeruch, sanft begleitet von der Schande, die Haarschuppen auf den Schultern auslösen konnten. (Ich übergehe jetzt den Themenkomplex unreine Haut und den Nebenschauplatz Intimspray.)

Um beim Küchengeruch zu bleiben, mich freut das, wenn ich nach irgendwelchen auswärtigen Erledigungen heimkomme und da liegt noch etwas von gehabten Speisen in der Luft. Geschnipseltes Gemüse kann da einiges. Wenn beim Kochen Knoblauch im Spiel war, hat das heimelige Effekte. Auch manche Suppen tragen dazu bei. Fischgerichte schaffen ein Klima, das fühlt sich wie irgendwo auf Urlaub an.

Was mögen das für Leute sein, die zwar gut essen wollen, aber man darf der Wohnung das hinterher nicht anmerken? Es könnte eine Spur jener Minderwertigkeitsgefühle in sich tragen, die Menschen entwickeln, wenn sie sich nach dem Lebensstil einer höheren sozialen Schicht verzehren.

Es gibt schließlich Leute, deren Wohnräume sind in einer ausreichend großen Hütte recht weit von der Küche entfernt und Personal sorgt in kalten Jahreszeiten wenigstens für das gekonnte „Stoßlüften“.

Mich muß das alles nicht weiter scheren. Was immer vom Herd ausgeht, wenn es nicht gerade grob verbranntes Zeugs ist, macht meine Hütter anheimelnder. Ich gieße auch gerne, wann immer es sinnvoll erscheint, Wein oder Whiskey in die brodelnden Pfannen, Töpfe, was immer grade ansteht. Riecht vorzüglich!

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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