Österreichs Guerilla IV

Die Zeitmaschine von Facebook zieht gelegentlich Notizen aus dem Stapel, an die ich mich nicht mehr erinnere. Wozu auch?

An dieser Forderung haben wir noch viel Arbeit vor uns.

Manche Angelegenheiten sind so kontinuierlich um uns, sind wiederkehrend, also dauerhaft präsent. So etwa Zustände wie in diesen Zeilen vom 25. November 2021 skizziert:

„ich mußte unter meinen leuten noch nie nachts über die schulter zurückschauen oder auch bloß nachdenken, welchen weg ich wählen sollte. ein leeres treppenhaus zu einer tiefgarage? na, was schon? ich werde selbst von betrunkenen nicht angerempelt. ich werde auch nicht blöd angequasselt. ich muß in meiner welt nicht auf der hut sein und mich zu bedrohen ist hierzulande kaum möglich. wenn ich aber mit frauen darüber spreche, wie sie im gleichen teil der welt daheim sind, erfahre ich von einer völlig anderen art des lebens. und es gibt frauen, die sind nicht einmal zuhause vor bedrohung sicher. irgendwas läuft da falsch. wie merkwürdig, daß wir das noch immer nicht in ordnung gebracht haben.“

Ich hab hier in den vorangegangenen Glossen einige Informationen festgehalten, die den Schluß nahelegen, daß bei diesem Problem die letzten Jahre keine Verbesserungen gelungen sind. Wenn das zutrifft, und ich halte den Status quo für gut belegt, für evident, dann liegt die Ursache nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes.

Dieser Songtitel rechtfertig eine Headline?

Entschließung und Mut in unserer Gesellschaft, den Frauen und Mädchen ihren Alltag so sicher zu machen, wie ich als Mann ihn haben darf. Vielleicht klingt der vorige Absatz manchen Menschen in den Ohren ein wenig vertraut. Ich habe dabei auf einen Text aus dem Jahr 1784 zurückgegriffen. Der Essay beginnt mit folgenden Zeilen:

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Immanuel Kant)

Ich habe in den letzten Tagen einige Einwände zugestellt bekommen, bleibe aber bei meiner Auffassung. Was die Zahlen belegen und was um so manche Dunkelziffer aufgerundet werden muß, rechtfertigt den Begriff Guerilla, spanisch für „kleiner Krieg“. Das Ausmaß an Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist in meiner Umgebung hoch und im Alltag meist gut verborgen.

Das Thema muß noch stärker im Alltag der Menschen auftauchen.

Man muß mich übrigens nicht daran erinnern, daß es auch gewalttätige Frauen gibt. Ich hab schon in der Ersten Guerilla-Glosse geschrieben: „Dabei dominiert, so weit ich sehe, die Gewalt gegen Frauen und Kinder. Es sind dabei nicht  nur  Männer die Aggressoren, aber sie überwiegen eklatant.“ [Quelle]

Lassen Sie uns hier also auf Whataboutism verzichten und den Fokus darauf gerichtet halten, wo derzeit immer noch der größte Handlungsbedarf liegt. Es geht um eine vorherrschende Männerkultur, in der Frauen und Mädchen selbst in diesem Land einer ständigen Bedrohung ausgesetzt sind. Wer das zu beschönigen oder kleinzureden versucht, hat seinen Standort verraten. [Vorlauf] [Wird fortgesetzt!]

+) Rechtsruck (Übersicht)

Fußnötchen
Da ich mich mit diesen Umständen nicht arrangieren will, sind Überlegungen nötig, wie ich mich orangieren kann.

Orange the World
+) Bundeskanzleramt

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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