Das Stillleben Vier Mohnblüten in einer Vase, 73 x 51cm, Öl auf Hartfaserplatte, ist vermutlich nach 1950 entstanden. Die Datierung der Arbeiten ist eine Herausforderung. Bis auf wenige, vom Künstler selbst stammende Jahreszahlen auf den Werken muss man anhand von Indizien Aussagen treffen.
Motiv (war er zu dieser Zeit überhaupt an einem Ort, wo dieses Motiv umzusetzen war?), Art der Signatur (Frühwerk zeigt andere Arten als das Spätwerk), Pickerl und Logo der Rahmenfirma auf der Rückseite der Arbeiten, Material (Hartfaserplatte) sowie natürlich die Formensprache der Bilder (Anfangs war ihm eine sehr detailierte, mit wenigen Umrissen auskommende Ausarbeitung wichtig, später wurden die Formen gröber, der Faltenwurf in den Stillleben kantiger) sind die Parameter, die sich nicht widersprechen dürfen:
All diese Punkte müssen zutreffen, um eine klare Aussage zu machen – man könnte nie anhand der Signatur allein ein Werk richtig einordnen.
Das eindeutigste Merkmal an dieser Arbeit für die Datierung ist die Formensprache (Umrisse sichtbar, kantig, grob-expressiv), gefolgt vom Material: Das Hartfaserplatte als Malgrund war vor und nach dem Krieg billig zu bekommen, es wurde für den Barackenbau verwendet. Man musste es beidseitig grundieren, um Verwerfungen zu vermeiden und konnte danach mit Öl darauf malen.
Mohnblüten hatte Camillo Kurtz vermutlich im Garten oder auf Schotterflächen gefunden, und zwar eher in Gleisdorf als in der Obersteiermark, wo er von 1941-42 war, bevor er in den Zweiten Weltkrieg einrücken musste.
Weiterführend
+) Camillo Kurtz (1896–1973) #1, Werkverzeichnis
+) Camillo Kurtz (1896-1973) #2, Der Künstler und seine Rolle als Soldat
+) Camillo Kurtz (1896-1973) #3: Erweiterung des Werkverzeichnisses (Band 1)