Ich erlebe erstmals einen derart intensiven Prozeß der Konsolidierung von Interessen sehr verschiedener Kreise, die nun gemeinsam für ein komplexes Vorhaben in die Umsetzung gehen.
Dazu gehören, wie jüngst bei einem Archipel-Meeting, Debatten mit einer Runde erfahrener Unternehmer. Ich merke, wie nach all den Jahrzehnten im Kulturbetrieb immer noch bemerkenswerte Lektionen auf mich warten.
In so einem Setting kommen naturgemäß ganz unterschiedliche Kulturen und Denkweisen zusammen. Es geht daher (unter anderem) um die Beachtung unterschiedlicher Codes und Prioritätensetzungen. Das verlangt gelegentlich auch Übersetzungsarbeit.
Ich bin dann gelegentlich überrascht, daß ich dieses Gebot der Achtsamkeit immer noch unterschätze. Zugleich bin ich aber auch verblüfft, wie zügig es in eine nächste Stufe der Umsetzung gehen kann, wenn Kommunikation gelingt und versierte Menschen an einem Strang ziehen.
Dann erlebe ich etwa staunend, was ich schon längst zu wissen meinte: Anderer Lebenszusammenhang, anderer Code, den ich bloß erst einmal lesen lernen muß, was aber eh recht mühelos ist, weil wir ja von einem Grundkonsens ausgegangen sind.
Mir fällt auf, daß ich in meine eigene Falle gegangen wäre, wenn ich für meinen Bereich auf Definitionshoheit bestanden hätte. Das eigentlich Interessante ist aber nun, meinen Part einmal durch die Augen eines anderen zu betrachten.
Haben wir das nicht alle schon gewußt? Na klar! Aber in der Praxis, wo es drauf ankommt, verleitet mich meine Ungeduld dazu, das umgehen zu wollen.
Es regelt sich zum Glück, weil ich ja mit sturmerprobten Menschen am Tisch gesessen hab, für die solche Anflüge von Ungeduld überhaupt kein Problem sind. Da paßt dann auch die Archipel-Metapher vorzüglich. Um das Inselreich durchqueren zu können, dessen Vielfalt zu entdecken, muß man selbstverständlich aus dem eigenen und vertrauten Fahrwasser herauskommen.
+) Archipel (Ein Logbuch)