es ist bei „kunst ost“ schon öfter die frage nach unserer altersstruktur aufgetaucht, ergänzt um die frage: „wo sind die jungen?“ die antwort liegt ja im anlaß zu dieser frage: nicht bei uns. „warum auch?“ frage ich gerne. dabei gehe ich von den erfahrungen mit meinem eigenen sohn aus. die youngsters brauchen mich und meine konzepte nicht, um ihre kulturellen bedürfnisse zu bearbeiten und zu leben.
natürlich gibt es kunst-affine teenies in der oststeiermark. soweit ich welchen begegnet bin, waren sie an einem gymnasium und in anregender begleitung von engagierten lehrpersonen meiner generation. das interesse jener teenies an kunst und zeitgeschichte brauche ich nicht zu unseren vorhaben zerren, sie haben ihre eigenen pläne.
manches an jugendlichem kulturbezug zeigt sich auch rund um aktivitäten der buchhändlerin helga plautz. das hat seine eigenen initialmomente, seine eigene dynamik. ich freue mich, solche anteile des regionalen (kultur-) lebens feststellen zu können. aber es gibt – so weit ich sehe – keinen guten grund, auf diese ereignisse und personen zugreifen zu wollen oder sich auf diesen feldern um irgend eine idee von vernetzung zu bemühen.
ich glaube nämlich nicht, daß eine gesellschaft durch und durch „vernetzt“ sein möchte. solche bestrebungen müßte ich als versuch werten, eine komplette gesellschaft durchzurekrutieren und durchzuorganisieren. das hatten wir schon in den 1930er-jahren. es war kein überzeugender weg.
ein zeitgemäßes echo solcher bestrebungen ist meines erachtens die „vercoachisierung“ der gesellschaft. ich schätze kluge beratung keineswegs gering. das legen schon meine persönlichen erfahrungen nahe. manche lebenssituationen werden durch versierte begleitung erträglicherm sind durch ein angemessenes coaching besser zu bewältigen. aber ein sich verselbstständigender markt wirft hier allerhand kuriositäten aus.
am wenigstens gefällt mir jene abteilung, wo mir scheint, daß leute, die selbst in freier wildbahn noch nie reüssiert haben, plötzlich durch beratungseinrichtungen irrlichtern, um da leute für die freie wildbahn fit zu machen. das bedeutet, ich stehe der boomenden lebensberatungs- und coaching-branche skeptisch gegenüber.
zurück zu den youngsters. wie erwähnt, ich sehe keinen grund, jugendlich zu „kunst ost“ zu verschleppen. wir sind eine community mit beachtlich hohem altersdurchschnitt. das zeigen dann auch unsere arbeitsansätze und praxisformen. die sind nicht auf „jugendkultur“ ausgerichtet, wie andrerseits „kunst und kultur“ nicht gedacht sind, beschäftigungsprogramme abzuwerfen, durch die jugendliche, deren verhalten unseren erwartungen widerspricht, gebändigt werden sollen.
kurz: unsere kulturelle basisarbeit und künstlerische praxis, die auf das erproben verschiedener wege kollektiver kreativität ausgelegt sind, haben den zweck, genau das zu sein; das wird vorläufig kaum wesentlich mit bereichen verschiedener jugendkulturen zu verknüpfen sein.
doch es läßt uns an grundlagen und an rahmenbedingungen arbeiten, die AUCH in der frage nach jugendkulturen relevant sind. doch da wird es an den youngsters selbst liegen, berührungspunkte oder gar überlappungen zu suchen. es sollte nicht gar so schwer sein, zugänge offenzuhalten, wir brauch aber davor keinen marktschreier aufzupflanzen.
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