Diese Brücke im ungarischen Györ (Raab) ist für mich in mehrerlei Hinsicht ein beeindruckendes Fundstück.
Das eiserne Fachwerk mit den tausenden Nieten hat mich auf Anhieb begeistert. Es lassen sich bei uns nicht mehr so leicht derartige Konstruktionen finden. Ich nehme an, vor allem deshalb, weil sie quer durch ein Jahrhundert dem heutigen Straßenverkehr nicht mehr ausreichend gewachsen sind.
Diese Eisenbrücke wurde zwischen 1926 und 1928 gebaut. Ein für damals enormer Aufwand, um eine stabile Konstruktion zu liefern. Sie entstand an Stelle einer Holzbrücke, mit der 1899 ein Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert ersetzt worden war. Von Kräften der Nazi-Armee wurde die Eisenbrücke 1945 gesprengt, aber bis 1950 wieder aufgebaut.
Die Fahrbahn für den Autoverkehr wird außerhalb der tragenden Bögen von je einem Fußweg und einem Fahrradweg begleitet. Dazu die Annehmlichkeit, daß Fotograf Richard Mayr und ich dort oben einen vorzüglichen Blick auf jene Stelle fanden, wo die Raab in die Moson Donau einmündet.
Von der Uferpromenade aus hat man gute Sicht auf die Fachwerke im Unterbau, die großen Streben und Knotenbleche, die Leitungen über den Fluß. Sehr schön auch die an Schienen abgehängte Servicebrücke, die sich über den Fluß verschieben läßt.
Die Brückenköpfe sind mit Obelisken besetzt, auf denen nicht etwa Adler hocken, sondern Fabelwesen. Der Turul soll, so eine Sage, die Ungarn nach Pannonien geführt haben.
Kossuthbrücke
Diese Brücke wurde einem historische bedeutenden Patron gewidmet. Als der Kaiser in Österreich-Ungarn 1848 eine Revolution zu überstehen hatte, war der Journalist und Rechtsanwalt Lajos Kossuth einer der maßgeblichen Akteure in Ungarns Bemühen, sich vom Haus Habsburg zu befreien.
Kossuths Haltung und Handeln ergab wesentliche Beiträge zum Ausbruch jener Wiener Oktoberrevolution, welche deutlich machte, daß die Leute in Österreich kein großes Talent zu Revolutionen haben.
Als Kossuth am 14. April 1849 zum Reichsverweser Ungarns ernannt wurde, machte er den Bruch mit der Habsburger-Dynastie rund. Er mußte zwar schließlich vor einer russischen Intervention fliehen, blieb aber als Exilpolitiker sehr aktiv und gestaltete das Europa jener Zeit mit.
Postskriptum
In der Oststeiermark findet sich eine bemerkenswerte Eisenbrücke. Bei der Festung von Fürstenfeld steht eine schmale, sehr hohe Fußgängerbrücke, die übrigens aus der Fabrik eines Ungarn stammt. Josef Körösi gründete, was heute als Andritz-Gruppe ein Konzern von Weltrang hat: [Link]
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