Zugegeben, Bach ist fast noch zu viel gesagt. Dieses Rinnsal hat derweil viel Arbeit vor sich, um ein Bächlein zu werden.
Die Situation ähnelt naturgemäß anderen Quellgebieten im Raum Gleisdorf. Da plätschert keine Quelle, als hätte jemand einen Wasserhahn aufgedreht. Irgendwo schwitzt ein Hügel das überschüssige Wasser aus. Aber mir scheint, ein „Protobächlein“ ist es allemal. (Zugegeben, kein amtlicher Begriff.)
Ich kann das nun langsam besser lesen; wie sich so ein Terrain herausbildet. Man spürt nahe des Kerngebietes bei jedem Schritt, wie viel nasser und weicher der Boden ist. Wo will das Wasser hin? Nach unten. Was sonst? (Es folgt der Newton’schen Physik.)
Mir war erst der markante Abschnitt des feuchten Bodens aufgefallen, also sah ich mich um, wo das herkommen könnte. Ein nasser Pfad. Eine andere Linie. Daneben führt eine auffallende Formation nach oben, wie ein mit Bäumen bestandener Damm. Dahinter die Andeutung eines kleinen Tals. Dort fand ich die Spur eines Rinnsals.
Ich denke, es ist von der Natur noch nicht entschieden, was und wo der Bach sein wird, falls das Gebiet ohne menschliche Eingriffe bleibt. Es hatte eben erst vor einigen Tagen geregnet, so daß die Situation im Augenblick ganz gut erkennbar war. Eine sehr flache Spur, aber schon mit dieser Tendenz zu Mäandern. Klar, daß solche Anordnungen von Prallhang und Gleithang bereits im Anfang da sind, wo sich das Wasser den jeweils leichtesten Weg sucht.
Ich war neugierig, wie weit diese Spur hinaufführen würde, ob es Stellen mit offen liegendem Wasser geben werde und ob man den Beginn des Rinnsals erkennen kann. (Was für eine launige Marotte, Anfänge sehen zu wollen!)
Alles da! Mir scheint, man kann sich oberhalb der alten Schießstatt das Werden eines Baches in einem sehr frühen Stadium ansehen. Leider ist dort viel Terrain eingezäunt, so daß jener Bereich unzugänglich bleibt, wo es vorerst endet.
Wenn das Wasser hier genug Zeit bekommt, wird es ein Bett graben und direkt in verbautes Gebiet einmünden. Interessant, wie das dann nach fünf, nach zehn Jahren aussehen mag. Ich denke, es kann aber auch sein, daß sich das Wasser des Hügels einen anderen Weg bahnt, denn wie eingangs erwähnt, diesseits des markanten Dammes scheint die Natur eine weitere Option zu haben.
Die Ortsbezeichnung
Der Begriff Schießstatt steht historisch generell für ein Übungsgelände, wo einst mit der Armbrust, später mit Feuerwaffen geübt wurde. Das war auch in Gleisdorf prägend. Die Gleisdorfer Schützengesellschaft von 1880 hat (laut Robert F. Hausmann) 1884 hier eine Schießstätte mit einer eigener Schützenhalle errichtet. Entsprechend nahe liegen Schützengasse und Schießstattgasse beisammen.
Postskriptum
Ich war überrascht, wie viel an Zäunen in diesem Gebiet inzwischen stehen und wo überall – auch mitten im Wald – Fahrradspuren zu finden sind. Ich hab mich übrigens vor einer Weile in sieben Glossen mit dem Ringen um den Erhalt eines Waldstückes befaßt, das hier bebaut werden könnte.
Es ist allerdings sicher nicht “der” Gleisdorfer Stadtwald, wie ich höre, sondern eben ein Stück Wald neben anderen Waldpasssagen und überdies landwirtschaftlichen Flächen, zwischen die Siedlungen hineingebaut wurden. Siehe dazu: “Waffel“!
+) Der Schießstattbach
+) Matrix der Gewässer (Übersicht)