D:Demo #56, Pickerl-Match

Ich hab in meinen Notizen zum Krieg gegen die Ukraine jüngst angemerkt, daß es in Gleisdorf „Pickerl-Kampagnen“ gebe, die im öffentlichen Raum realisiert werden.

Gleisdorf: Vom Neonazi zu den Varerländischen…

Vorzugsweise an den Masten von Verkehrszeichen und Laternen, aber auch an anderen Objekten. Mir fallen dabei vor allem zwei Interessensgruppen auf. Erstens rechtspopulistische bis rechtsradikale Formationen. Zweitens angriffslustige Fußballfans. (Gut denkbar, daß diese Kreise Überschneidungen haben. Siehe dazu: „Der hybride Krieg III“!)

Die handschriftlichen Mitteilungen haben dagegen in letzter Zeit merklich abgenommen, aber der „Sticker War“ boomt. Hieß es bei uns von etlichen Jahren noch „Freispruch für Honsik!“, so wird aktuell eine „Festung Europa“ gefordert. Das korrespondiert mit Plakaten der steirischen FPÖ, die sich bemüht, einige ihrer Korruptionsprobleme vergessen zu machen.

Herr Kunasek fordert eine „Festung Österreich“. (Auf Themen und auf Headlines wie “Zwölf Hausdurchsuchungen nach mutmaßlichem Fördergeldmissbrauch” oder “Hausdurchsuchungen bei ehemaliger Grazer FPÖ-Spitze und Burschenschaften” gehe ich hier nicht näher ein. Das ist im Internet umfassend dokumentiert.)

Aktuell in Gleisdorf plakatiert

Zwischen all dem gibt es auch einige Einwände gegen rechte Statements. Es tauchen Botschaften von Kommunisten und von Sozialdemokraten auf. Ich finde manchmal auch handgeschriebene Stickers mit so rührend antiquierten Empfehlungen wie „Völker steht auf!“

Es gibt überdies ein Genre, das möchte ich „Scherz-Pickerl“ nennen. Sie Sticker erscheinen mir amüsant, ohne eine konkrete Aussage zu treffen. Produktwerbung kommt stellenweise auch vor, Dienstleistungen werden angeboten.

Aber den stärksten Eindruck machen mir Leute, die gerne anonym und im Dunkeln bleiben, wenn sie sich politisch betätigen, die im Raum Gleisdorf über andere „Formate“ weder erkennbar noch wirksam werden. Ich zeige anschließend eine kleine Auswahl von Aufklebern.

Postskriptum
Mir sind in dieser Sache Moral und Etikette völlig egal. Mir ist auch egal, was in den Köpfen mancher Leute vorgeht, denn das muß einem in einer Demokratie frei stehen. Wer aber Medien nutzt, um damit menschenverachtende Botschaften in die Öffentlichkeit zu wuchten, muß zurückgewiesen werden.

Der Grund ist simpel. Die Brutalisierung einer Gesellschaft beginnt meist mit einem Krieg der Worte, dem dann oft Gewalttaten folgen. Stickers im öffentlichen Raum sind Medien. Etliche der Botschaften sind von Gewaltphantasien getönt.

Gleisdorfer (Mode-) Kuriosum: „vmeste my sila“ bedeutet „Zusammen sind wir stark“.

Ich nehme zur Kenntnis, daß es im Gleisdorfer Gemeinwesen bis heute offenbar kaum bis keine Stimmen gibt, die sich dieser Entwicklung widmen.

Nicht von politischen Formationen, nicht vom Kulturvölkchen. Hier wird schon geraume Zeit eine Saat ausgestreut, deren Ernte uns natürlich beizeiten beschäftigen wird. Dazu reichen dann womöglich ein paar Drinks im Gastgarten eines Innenstadtlokals nicht mehr…

+) Der hybride Krieg III
+) Diskurs: Demokratie

Die Galerie
Ich verzichte hier auf eine Beschriftung der Bilder, weil ich meine, daß sie durchwegs selbsterklärend sind.

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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