(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)
[Vorlauf] Das ist eigentlich die Glosse „Fluß und Verbauung III“. Es ist fast alles gesagt. Aber ich möchte den Sack noch zumachen und das Thema Vernetzung vom Tisch räumen. Es sind ja alle technischen Werkzeuge dafür längst vorhanden und es wurde viele Modelle erprobt. (Das reicht weit zurück, hat sich in den Zeiten vor Internet auf Papier gestützt.)
In der Weizer Konferenz hätte zu dem Thema dargelegt werden können, was a) nicht funktioniert hat und was b) derzeit läuft. In Glosse #90: „Bereichsübergreifendes III“ hab ich das Zingerle-Projekt „Kunstsektor“ erwähnt, das explizit auf den Alpe Adria Raum bezogen war und nicht abgehoben hat. [Link]
Michaela Zingerle und Günther Friesinger waren in federführenden Funktionen bei der Weizer Konferenz zugange. Sie hätten da von der „Kulturellen Nahversorgung Oststeiermark“ erzählen können: „Das Netzwerk ‚kulturelle Nahversorgung Oststeiermark‘ will unterstützen, Impulse geben und junge kreative Köpfe aufspüren, zusammenbringen und ihnen eine Bühne geben.“ [Link]
Dort können Vernetzungswillige jederzeit andocken, dem Projekt dadurch auch zu regionaler Tiefe verhelfen. Sogar der „Kulturpakt Gleisdorf“ sucht solche Ansätze erneut, nachdem Gleisdorfs Marketing-Chef Gerwald Hierzi dessen kontinuierliche Plenartreffen innerhalb der Region im Jahr 2015 abgedreht hatte.
Aus der Praxis von Jahren
Am 2. Juni 2022 hieß es unter „EINLADUNG: Kultur-Stammtisch Region Gleisdorf“ explizit: „Geschätzte Kulturpakt-PartnerInnen! Wie bei unserem Online-Austausch zu Jahresbeginn angesprochen, möchte der Kulturpakt Gleisdorf einen regionalen „Kultur-Stammtisch“ ins Leben rufen, der mind. 2 Mal im Jahr stattfinden soll.“
Als ich den „Kulturpakt Gleisdorf“ vor rund einem Jahrzehnt entwickelt und erprobt hab, war das Vorhaben etwas ambitionierter und vor allem dezentral angelegt, auf konsequente Basisarbeit mit fast monatlichen Plenartreffen ausgelegt; siehe dazu: „Ein temporärer Kulturpakt“ (Wie es mit dem Kulturpakt Gleisdorf im Jahr 2011 begann)
Aber ich verstehe natürlich, daß die Verwaltung sich so ein Pensum nicht auferlegen kann, denn im Büro für Kultur und Marketing stehen auch noch eine Menge anderer Aufgaben an. Das verweist wiederum auf die Notwendigkeit, Vernetzung von der Basis her zu etablieren.
Was das bedeutet? Leute aus Kunst sowie Wissens- und Kulturarbeit müssen erst einmal a) miteinander kommunizieren wollen und b) miteinander kooperieren wollen, sonst ist das beste Tool nur rausgeschmissenes Geld. Es beginnt also bottom up. Dann erst kann alles andere greifen.
Es gibt unmißverständliche Indikatoren dafür. Nämlich für das erwähnte eigene Wollen. Also raus aus dem Konjunktiv! Wer hier für eine weitere Verstaatlichung des Kulturbetriebs eintritt und diese Vernetzungssache vor allem davon abhängig macht, ob es a) öffentliche Gelder gibt, damit b) irgendwer den Job macht, programmiert weitere Kurzzeitprojekte, die sofort verebben, wenn das öffentliche Geld versiegt.
Da sollte in unserem Metier weitaus mehr Autonomie möglich sein, zumal mit den technischen Möglichkeiten der Gegenwart. Und die Gasthäuser, die man dazu ebenfalls braucht, sind auch nicht verschwunden, denn reale soziale Begegnung läßt sich durch keine Technologieanwendung ersetzen.
— [Das Weizer Panel] —
— [The Long Distance Howl] —
Postskriptum
Vor fast einem Jahrzehnt hatten wir das Thema schon gründlich in Arbeit. Damals war der „Kulturpakt Gleisdorf“ noch strikt bottom up, ein Projekt der primären Kräfte in Kooperation mit Politik und Verwaltung.
Im Rahmen von „the track: axiom | 2014“ gab es eine „Regionale Kulturkonferenz“ zum Thema „Provinz – nicht provinziell“.
• 17.30 Uhr: Dr. Günther Marchner (Wissenschafter)
„Das Spezielle an Kunst Ost und am Kulturpakt Gleisdorf“
• 17.45 Uhr: Martin Krusche (Künstler)
„Vernetzung ist kein Inhalt, sondern ein Werkzeug. Wissens- und Kulturarbeit in der Provinz“ [Quelle]