[Vorlauf: Heuchler I] Propaganda will nicht informieren, sondern rekrutieren. Ich hab in der ersten Notiz zum Stichwort Heuchler ein simples Kriterium notiert. Mir erscheinen jene Menschen redlich, die im Denken, Reden und Tun ein Fließgleichgewicht erkennen lassen. Also schauen wir, dann sehen wir schon, was die Gleisdorfer Unruhe zu bieten hat.
Vorweg: Ich anonymisiere bei Quellen Privatpersonen, publiziere aber Zitate mit Klarnamen, wenn sie von Leuten kommen, die sich im öffentlichen Leben und in den öffentlichen Diskursen wiederholt exponiert haben. (Sie finden am Ende der Glosse ein Album mit einer Auswahl an Zitaten.)
Seit ich der Welt ausreichend wach zugewandt bin, um darüber nahzudenken, womit ich es hier zu tun habe, spüre ich diesen ewigen Spülgang, dieses Schaben und Kratzen, dieses Plätschern und Säuseln, dem ich ausgesetzt bin: Werbung. Public Relations. Propaganda. Message Control.
Müssen wir die Fähigkeit zum symbolischen Denken daran vergeuden, uns mit Versprechungen und Wohlfühlsätzen einzuhüllen, als würden wir in Honig baden? Auch wenn wir wissen, WISSEN!, daß es nicht so gemeinte ist, daß es nie so gemeint ist? Propagandaläßt ihre Behauptungen ja durchsichtig. Man muß kein Genie sein, um das lesen zu können.
Die Gleisdorfer Unruhe mit ihren Anheizern, Aktivistinnen, politischen Desperados und bunt gekleideten Spendensammlerinnen hallt wieder von Beteuerungen der Liebe, der Liebe und nochmals der Liebe. Dazu Versprechungen („We heal the world!“) und allerhand Frohbotschaften.
Man kann es dann auch in den Social Media nachlesen. Gruppiert man die Botschaften nach Themen, zeigen sich allerhand unbelegte Behauptungen als Rechtfertigung für Kampfansagen und Krawall in den Straßen. Auf konsequente Art werden alle fremden Diskursfelder unter „Die Medien“ zusammengefaßt oder als „Die Mainstream-Medien“ schlechtgeredet, nur die eigenen Ansichten sind zugelassen.
Wen und was „Die Medien“ genau meint, erfahre ich nicht. Es meint „alle, die nicht wir sind“. Es meint „alle, die uns widersprechen könnten“. Dazu paßt übrigens die Flagge Nordkoreas, die bei Gleisdorfer Protestzügen wiederholt zu sehen war, wie auch Putins persönliche Standarte.
Also: Liebe, Liebe, Liebe! Aber Oma sagt: „Geh raus, kämpfe und hol dir, was du haben willst!“ Da ist er, der Herrenmensch. Wir kennen das von Antonio Dalanders „Sacro egoismus“ (Heiliger Eigennutz) bis zu Donald Trumps „Amercia first“ (Amerika zuerst).
Nun muß der Staat bloß all die guten Ratschläge überstehen, damit noch was zu holen bleibt. Ratschläge wie zum Beispiel Martin Rutters „Holt euer Geld von der Bank“, was bedeuten würde, daß unsere Volkswirtschaft sofort kollabiert, falls Rutters Empfehlung zum Run auf unsere Banken umgesetzt würde. So viel Geschichtskenntnis könnte man haben. Den Ast absägen, auf dem man sitzt? Interessantes Konzept!
Der „gesunde Menschenverstand“ den wir hier angedient bekommen, ist von vertrauter Art. Das hatten wir schon. Solcher Geist steckte in einem „gesunden Volkskörper“, lehnte alles „artfremde“ ab und verbat sich jede Art von Kritik, tat Einwände von außen als nichtig ab. (Um das zu regulieren, hatte man seinerzeit Konzentrationslager eingerichtet.)
Ich habe es lange nicht mehr erlebt, daß eine Community, in der so viel von Liebe geplärrt wird, so viel Weltekel, Menschenverachtung und Haß ausschüttet. Dazu werden ich ein weiteres Albumblatt zusammenstellen: die Verachtung und Schmähung Andersdenkender. (Da weht der Geist der SA.)
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