Lassen Sie das!

Was muß ich mir von Spitzenkräften der Politik manchmal für Blödsinne anhören. Das ist völlig unakzeptabel. Wir haben eine Situation! Da wir als Gesellschaft noch recht unschlüssig wirken und als Gemeinwesen wertvolle Zeit vergeudet haben, in der sich manche Klarheiten hätten erarbeiten lassen, kommt das Land nun unter Druck.

Okay, keine tödlichen Hochwasser, kein Waldbrände und kein Orkan, der Häuser abdeckt. Kein Versorgungsabbruch, der die Regale in den Geschäften veröden läßt, kein Blackout der Energieversorgung, kein Mangel an Trinkwasser.

Wir sollen also mit der Gesamtsituation fertig werden, auch wenn das anstrengend ist. Und was passiert? Österreichs Politik wird zum Teil von lächerlichen Ausritten gefärbt, von infantilen Momenten akzentuiert. Die Kette würdelosen Verhaltens hochrangiger Kräfte in allerhand Funktionen wird länger und länger. Einige Beispiele dieser Tage.

Würdeloses Verhalten
Im Standard lese ich von einer Entgleisung des Salzburger Landeshauptmannes Wilfried Haslauer. Er sagte: „Mir ist klar, dass die Virologen sagen – ich übertreibe ein bisschen –, am liebsten wäre mir, wenn jeder einzelne Salzburger und Österreicher in ein Zimmer eingesperrt ist, weil da kann er sich nicht anstecken und niemanden infizieren.“ [Quelle]

Eine Presseaussendung des Freiheitlichen Parlamentsklubs besagt: „ FPÖ-Bundesparteiobmann Klubobmann NAbg. Herbert Kickl bringt eine Anzeige gegen ÖVP-Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger ein. Grund dafür sind ihre gestrigen Angriffe auf alle jene Menschen, die sich aus welchen Gründen auch immer nicht gegen Corona impfen lassen.“

Kickl richtete Köstinger aus: „Die Zeit der Solidarität mit jenen, die sich aus fadenscheinigen Gründen nicht impfen lassen wollen, ist abgelaufen. Wir können und werden geimpfte Menschen nicht in ihren Freiheiten einschränken, weil eine Minderheit konsequent und ohne medizinischen Grund Schutzmaßnahmen und Impfungen verweigert.“ (In den Augen Herbert Kickls erfüllen diese Aussagen den Tatbestand der Verhetzung nach § 283 StGB.) [Quelle]

Vor diesem Hintergrund läßt der vormalige ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner wissen, er wolle sich nicht als „Entlastungszeuge von Kurz missbrauchen“ lassen, so der Kurier. Er habe zu „all den unglaublichen Vorgängen nichts mehr sagen“ wollen, aber die „untauglichen Entlastungsversuche“ könne er nicht mehr schweigend hinnehmen.

Das kommentierte Reinhold Lopatka, der ehemalige Klubchef der ÖVP, mit folgenden Worten: „Ex-Vizekanzler Mitterlehner wäre gut beraten, besser zu schweigen, anstatt andere anzugreifen und so um Aufmerksamkeit zu heischen.“ [Quelle] Will ich nun wissen, weshalb er gut beraten sei, den Mund zu halten? Auf keinen Fall! Die Dreckwäsche der ÖVP gehört augenblicklich zu den unwichtigsten Gegenständen der Republik.

Geplänkel und Geblöke
Ist denn unklar, wo wir gerade stehen? All diese Geplänkel und Geblöke zerrt an meinen Nerven, all dieses würdelose Herumgehampel sollte sofort eingestellt werden. Via Antenne Steiermark erfahre ich: „Die Pflegekrise hat die Steiermark längst erreicht! An allen Ecken und Enden fehlen die Pflegekräfte – viele haben in der Corona-Krise auch selbst entschieden, ihren geliebten Beruf aufzugeben, weil es nicht mehr geht. Aber was, wenn es bei ALLEN nicht mehr geht?“ [Quelle]

Laut ORF sieht es so aus: „Bei der Risikoeinschätzung der CoV-Ampelkommission wird sich in ihrer heutigen Sitzung wenig ändern. Da der 14-Tage-Trend bei den Neuinfektionen weiter überall nach oben zeigt, bleiben sämtliche Bundesländer im roten Bereich, der sehr hohes Infektionsrisiko ausdrückt.“ [Quelle]

Der ORF Steiermark berichtet: „In den steirischen Krankenhäusern müssen aktuell insgesamt 273 Menschen mit einer CoV-Erkrankung behandelt werden, knapp 60 auf einer Intensivstation. 75 Prozent davon sind nicht geimpft.“ [Quelle]

Ich erfahre außerdem: „Tausende Pflegekräfte zeigen Missstände auf“, was eben quer durchs Land deutlich gemacht wurde: „Am Mittwoch haben die Pflegekräfte österreichweit zur Protestaktion ‚5 nach 12‘ aufgerufen: Im Zuge derer zeigten auch in der Steiermark tausende Betroffene die Missstände in ihrer Branche auf.“ [Quelle]

Ich wünschte, die Basis der Parteien würden ihren Funktionärinnen und Funktionären nun ganz unmißverständlich mitteilen, daß dieses Herumgezicke eine unverzeihliche Provokation darstellt. Ich wünschte, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister würden sich quer durchs Land klar äußern, daß solches Verhalten zu unterbleiben habe, daß man uns ausschließlich über ernsthafte Arbeit unterrichten sollte und daß endlich die Fresse halten möge, wer nur Polemik zu äußern versteht.

Übrigens! Mit der Natur kann man nicht verhandeln!

PS:
Und das noch, eine Meldung von heutigen Tag: Bei einer Pressekonferenz mit Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner sagte Kanzler Alexander Schallenberg (beide ÖVP), Österreich befände sich am Stufenplan „wenige Tage vor einem neuen Lockdown“. [Quelle] Wir haben also zu tun!

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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