Es gibt diesen sinnlichen Aspekt. Wie sehr mir diese Geselligkeiten von Kulturveranstaltungen abgehen. Das Stimmengewirr. Eindrücke und Denkanstöße. Der Wein. Die verhaltensoriginellen Momente einzelner Leute. In der Finsternis heimkommen, wo das alles noch in einem nachklingt.
Es gibt aber auch den beruflichen Kummer, wenn alles klemmt, stolpert, stammelt, wenn geleistete Arbeit verpufft, weil die Umsetzung untersagt wurde. Und die versiegenden Geldflüsse. Doch auch stockende Gesprächsverläufe sind ein Malheur, geistige Prozesse, die sich festfahren.
Ich hab keine Lust, das zu beklagen. Ich erwähne es, um Ihnen deutlich zu machen, worum ich ringe und wofür ich Verbündete brauche. Zeit. Raum. Optionen. Es ist wie ein Jonglieren mit mehreren Bällen. Die Dynamik muß irgendwie aufrechterhalten werden. Nur wenn alle Bälle in der Luft und in Bewegung sind, ist es das, worum es geht.
Zur Zeit bin ich Teil einiger Konstellationen, durch die das mittelfristig klappen könnte. An sofort. In einem Crescendo der Wissens- und Kulturarbeit. Mit Blick auf die Bedingungen vor Ort, in der Region, im Land. Konkret? Wohin weisen die Inzidenzen?
Die Inzidenzzahl nennt neu Erkrankte in einem bestimmten Zeitraum, von denen die Behörde weiß. Ergo kann es mehr Erkrankte und noch mehr Infizierte geben, denn wer mit dem Virus Kontakt hatte und eine ausreichende Menge davon aufnahm, ist zwar infiziert, muß aber nicht erkranken.
Ich führe nun schon eine Weile tägliche Aufzeichnungen über die Inzidenzen des Bezirks Weiz, denn da lebe ich. Das ergibt demnach keine präzise Auskunft, aber es hilft mir bei der Orientierung. Wie verhalten sich die Leute hier? Was umgibt mich, wenn ich das Haus verlasse?
Diese Daten sind „SARS-CoV2 Fälle in Österreich der vergangenen 7 Tage“ pro 100.000 Menschen; also ein Durchschnittswert. Meine Notiz zum 30.04.21 besagt für den Bezirk Weiz: 206,3 und für Österreich: 161,5.
Das klingt nicht bestürzend, wenn derzeit unter 100.000 Menschen rund 219 amtsbekannte Erkrankte sind. Und der Bezirk Weiz? „90.920 Einwohner [2021] – Schätzung“, „1. Jänner 2020: 90.654“, das kommt also an die 100.000 nahe heran. Ergo rund zwei Neuerkrankte unter tausend Leuten in sieben Tagen. Macht statistisch gesehen etwa 20 Neuerkrankte für Gleisdorf.
Daher weiß ich: wenn ich aus dem Haus gehe, ist es sehr unwahrscheinlich, daß ich auf meinem Weg einer der erkrankten Personen des Bezirks begegne. Die Zahlt der Infizierten, von denen ich das Virus bekommen könnte, ist mir deshalb aber nicht bekannt.
Gegen diese Unklarheit wappne ich mich mit den üblichen Vorsichtsmaßnahmen, die sich offenbar bewährt haben. Da zählt Eigenverantwortung. Das müssen wir im Augenblick auch bei unseren Projekten berücksichtigen, sobald wir damit in den öffentlichen Raum gehen. Wir müssen mit Abstand arbeiten.
Anfang März waren wir bei einer Inzidenz von über 300. Mitte April hatte sich der Wert halbieren lassen. Momentan sind wir wieder über 200. Das ist kein erfreulicher Trend, wo doch 100 eine beruhigende Inzidenzzahl wäre; vor allem um einen Trend zur Stabilität auszudrücken.
Pech! Müssen wir also konzeptionell in Bewegung bleiben. Die Behörde zeigt regional noch keine Anzeichen, uns mit irgendwelchen Ideen im Kulturbereich entgegenzukommen…
— [Zeit.Raum] [Inzidenzzahlen Bezirk Weiz] —
P.S.: Der „Zeit.Raum“ ist Teil meiner aktuellen Arbeitsvorhaben im konzeptionellen Bereich. Ich stehe bezüglich aktueller Handlungsspielräume im Austausch mit Musiker Oliver Mally, der den performativen Bereich bevorzugt. Dazu kommen demnächst die Übüs mit ihren Erfahrungen aus der Theaterwelt. Entlang meiner Überzeugung, daß eben eine Ära zu Ende gegangen ist, sind wir gefordert, mit unseren Kompetenzen neue/nächste Modi zu entwickeln.