Konzeptarbeit, Korrespondenz, Streifzüge durch Gleisdorf und ins Umland, um Motive zu fotografieren, die ich noch brauche. Dieses Pendeln zwischen dem Drinnen und Draußen. Das Ringen um langen Atem, denn nichts, was wir gerade aushecken, ist uns für die Umsetzung garantiert.
Das Muster wiederholt sich. Planungsarbeit, Verständigung mit dem Team, Vorbereitungen und Netzwerkarbeit, der Termin geht raus, die Zeit vergeht, wir bekommen ein nächstes Corona-Reglement und… müssen absagen.
„Der Info Abend ist wegen aktueller Corona-Bedingungen abgesagt. Wir arbeiten an Ersatzkonzept. Anmeldungen für die späteren Workshops möglich.“ [Quelle]
Wer unter solchen Bedingungen seine Kraft für abwechslungsreiches Lamentieren nutzen möchte, erreicht dadurch bestimmt, daß alle Welt erfährt: Da geht es jemandem, wie es gerade aller Welt geht. Damit kommt man aber nicht vom Fleck.
Die Faustregel besagt: Vom Jammern wird nichts besser. Daher also nächster Anlauf, nächster Auftakt, nächster Termin. Zugegeben, es hat etwas Zermürbendes. Das nagt an mir, an anderen Leuten, an allen, die etwas vorhaben.
Demnächst jährt sich der Tag, an dem Österreich erstmals in den Lockdown ging. Das war am 15. März 2020. Diese zwölf Monate haben mich verändert und meine Kräftehaushalt runtergefahren, meine Zuversicht beschädigt.
Das bedeutet konkret zum Beispiel, daß ich mich derzeit nach einem halben Tag Büroarbeit erschöpft fühle. Mein Kopf setzt aus. Ich muß einige Stunden andere Dinge tun und kann dann oft am Abend noch ein kleines Pensum am Schreibtisch schaffen.
Das ist irritierend, läßt sich aber nicht knacken. Simples Fazit: konzeptuell reagieren, bevorzugte Inhalte neu ordnen, die Arbeitsvorhaben adaptieren, in einem veränderten Modus weitermachen. In anderen Jobs hätte man diese Freiheit nicht. Ich aber kann es so machen, kann auf die Krise in dieser Art reagieren.
Das Blöde dabei: keiner zeigt einem wie das geht. Ich muß alles selbst rausfinden. Ah! Stimmt! Genau deshalb habe ich mich ja Ende der 1970er für ein Leben in der Kunst entschieden. Weil ich selbst was rausfinden wollte. Ideen haben. Mich erproben. Ooookay! Der Wunsch ging in Erfüllung.
Und der Staat? Ja, was ist mit dem Staat? Ich sehe nach einem Jahr Pandemie ein grundlegendes Versagen der Kulturpolitik auf lokaler Ebene, im Bezirk, auf der Landesebene, auch auf der Bundesebene klemmt es hinten wie vorne. Diese Leute haben uns nun schon ein Jahr lang nichts essentiell Anregendes zu sagen. Wissen wir! Was in der Funktionärs-Welt sonst noch alles schief rennt, daß sich die Balken biegen, protokolliere ich, damit der Überblick möglich ist: „Chronique scandaleuse“.
Doch ab da bin ich damit beschäftigt, an Auswegen zu arbeiten, mich mit inspirierten Leuten zu verständigen, Dinge ins Laufen zu bringen. Ich hab keine Lust, im Jammertal zu campieren.