sie ahnen es vermutlich inzwischen, ich habe zu den fragen der kunst heute einen eher pragmatischen zugang. das betrifft nicht meine innere disposition, sobald ich mich meiner künstlerischen praxis widme. aber diesen bereich halte ich für eine intim angelegenheit. das sind aspekte, die mir keinen stoff zur selbstdarstellung liefern.
ich hab im vorigen eintrag schon dargelegt, die selbstanzeige „hallo, hier kommt ein künstler!“ ist meines erachtens eher ein hinweis, daß jemand keiner ist. aber das erweist sich seinerseits natürlich als eine etwas dünkelhafte position, die keine sicheren ergebnisse verspricht.
wenn ich als künstler aktiv werde, nenne ich das vorzugsweise „in die kunst eingehen“. aus dieser befindlichkeit kehre ich dann jeweils in den alltag zurück. es gibt für diese zustände, in denen die arbeit an einem werk gelingt, sehr verschiedene bezeichnungen; die erfahrungen damit sind ja auch individuell höchst verschieden, äußerst vielfältig. mir gefällt jene vorstellung sehr, die mihály csíkszentmihályi als „FLOW“ beschrieben hat.
damit wird auch schon klar: so eine dispostion bringe ich nicht bloß mit künstlerischer praxis in verbindung. ich bin ferner überzeugt, daß man in künstlerischer praxis aus einer ganzen reihe von quellen schöpft, die andere menschen auch für ganz anderes tun nutzen. damit möchte ich herausstreichen: künstlerische tätigkeit ist nichts, was a priori ÜBER andere tätigkeiten gestelltn werden könnte oder sollte. sie konstituiert auch keinen „sozialen sonderstatus“.
das schließt keineswegs aus, in diesem bereich dinge und qualitäten zu erwirken, wie das in anderen genres so nicht oder kaum möglich ist. gut, ich sehe selbst, vorsichtiger könne man die wichtigkeit des kunstbereiches kaum betonen. aber genau in dieser zurückhalung finde ich einen vorzüglichen ausgangspunkt für viele der möglichkeiten, die ich vor allem dem kunstfeld zutraue.
damit bin ich einer klärung der frage „was ist kunst?“ noch kaum näher gekommen, aber ich kann ihnen jetzt schon verraten, mein weg läuft darauf hinaus, die frage zu verwerfen. nein, das bedeutet keinesfalls, ich hätte nichts weiter festzustellen oder ich wüßte nicht, wo man kunst dingfest machen könne. ich will hier bloß raum schaffen, ausreichend denkraum, damit die komplexität des themas platz hat.
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