Mit Grandezza stranden?

Ich bin EPU. Das bedeutet: EinPersonenUnternehmen. (EPU machen über die Hälfte der Betriebe Österreichs aus.) So der ökonomische Kontext eines freischaffenden Künstlers. Ich bin Unternehmer.

Das ist eine soziale Kategorie und keine Kategorie der Kunst. Es bedeutet, ich verschaffe meinem künstlerischen Wirken Raum, indem ich a) dieser Obsession betriebswirtschaftlich auch selber gewachsen bin oder b) einen Marktwert erziele, der es mir erlaubt, jemanden dafür zu bezahlen.

Meine Variante: ich arbeite als Künstler überwiegend nicht für den Markt. Ich vermarkte die Kompetenzen, welche sich aus der Befassung mit Kunst und aus meiner Kunstpraxis ergeben. Daraus ergibt sich, was jede Unternehmerin kennt, jeder Unternehmer stets vor Augen hat: Ein hohes Maß an Selbstbestimmung, aber immer unter dem Risiko abzustürzen.

Das ist banal. That’s the name of the game!

Gestern hatte ich einen netten Jahrestag. Am 26. März 2019 (!) konnte ich notieren, daß der Vertrag für ein großes Kulturprojekt auf dem Tisch liegt, in das vier Gemeinden eingebunden sind; die Kleinregion Gleisdorf. hab gerade nachgesehen, wann die Startseite des Projektes online ging, also die Projektarbeit begonnen hatte: Freitag, 10. August 2018, 09:53.

Doch es kam eine ganze Serie von Wahlen dazwischen und meine Projektpartner, die Bürgermeister, waren unterwegs mit anderen Dingen bald mehr als ausgelastet. Keine Chance, das Projekt zu starten. Also durfte ich auf dieses 2020er Frühjahr hoffen.

Jetzt, ein Jahr nach Vertrag, Lockdown. Und es steht noch immer eine Wahl aus, die eben verschoben wurde. Außerdem geht es bei diesem Projekt um ein altes Zeichensystem im öffentlichen Raum: Klein- und Flurdenkmäler. Also was nun? Klagen? Petitionen unterschreiben? Das reißt mich nicht raus.

Was sozial- und kulturpolitisch erreicht werden sollte, bedarf nach meiner Erfahrung einer längerfristigen und kontinuierlichen Arbeit. (Vielleicht beginnt die nun wieder.) Und für den Augenblick? Für diese Situation? Dafür brauche ich geistreiche Gegenüber, die vom Metier eine Ahnung haben.

Mit solchen Leuten muß ich individuell an Lösungen arbeiten. Die ganzen Memes, die grade zum Kulturthema kursieren, sind entweder Ersatzhandlungen zur Spannungsabfuhr oder sowieso für den Arsch. Um es mit His Bobness zu sagen: The times the are a‘changing.

+) Die erwähnte Notiz

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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