Nun liegt das 2017er Aprilfestival schon so knapp vor uns, daß sich die Vorarbeitungen erheblich verdichten. Dafür war mein Part in diesem Vorhaben noch einmal zu überprüfen, waren auch inhaltliche Details zu debattieren.
Winfried Lehmann trägt die Gesamtverantwortung, Helmut Oberbichler assistiert ihm dabei. Wir habe in „Die Quest“ bisher einige gemeinsame Schritte getan, welche derzeit in einen Teil II übergehen: [link]
Die Abenteuerreise, das Erfahren als Fahrt, aber heute auch das aus dem Virtuellen Heraustreten. Telekommunikation und Telepräsenz haben in der aktuellen EDV-Stützung längst zu einer zeitgemäßen Variante von Platons Höhle geführt, in der Menschen die Schattenbilder an der Wand für jene Realität halten, die man mit anderen gemeinsam bewohnt.
Lehmann und Oberbichler engagieren sich im Kulturbereich, um regional einen Erfahrungsraum außerhalb solcher medial generierten Höhlen offenzuhalten. Das ist zugleich ein kulturpolitisches Handeln innerhalb einer Gesellschaft, die Partizipation zugunsten der Konsumation mehr und mehr reduziert.
Es ist ein immer neues Aufbrechen aus der möglichen Abgeschlossenheit, bei der einem Medienkanäle die Welt ins Haus, ins eigene Zimmer zu bringen scheinen, was aber die sinnliche Erfahrung der Welt nicht ersetzen kann, die reale soziale Begegnung keineswegs überflüssig macht.
In diesem Sinn wird hier Die Quest verstanden, als ein In-der-Welt-bleiben. All das drängt sich auch als ein Reisen in der Zeit auf; im Sinn von einem Erkunden der Geschichte. Wir hatten außerdem einige Punkte zu erörtern, die dort andocken, wo jüngst die Konferenz „Das Talent zur Kunst?“ thematisch angelegt war: [link]
Wir können heute nicht mehr ohne weiteres sagen, was denn Kunst sei, viel eher wann Kunst sei. Es ist primär ein Feld ästhetischer Erfahrungen, also der Wahrnehmungserfahrungen. Da verzahnen sich dann zwei wesentliche Kräftespiele: der Erfahrungshunger und der Wissensdurst.
Da unterscheidet sich die Gegenwartskunst von den Bereichen des „Kreativen Schaffens“ des fröhlichen Gestaltens und auch des Bastelns, wo zwar künstlerische Techniken angewandt werden, auf daß ein Mensch in seinen Mußestunden Vergnügen fände, wo aber andere Passion meist nicht nachgewiesen werden kann. (Es ist sehr selbstreferenziell.)
Wir fanden Konsens, daß dieses erbauliche Tun, welches dem Individuum wertvoll wird und im Gemeinwesen günstige soziale Effekte hervorbringt, ein Terrain der Volkskultur ist. Das betont den kulturellen Wert solcher Aktivitäten, aber Gegenwartskunst ist ein anderes Genre, von anderen Intentionen befeuert.
Diese Wortwahl ist nicht zufällig. Genau so drückt es Klaus Maria Brandauer am 23.10.16 im Gespräch in der Schweizer Reihe „Sternstunde Philosophie“ aus: „Die Kunst kommt aus dem Feuer.“ [link]
Solche Erörterungen mögen für die meisten Menschen und unser Publikum unerheblich sein. Aber für uns als jene, die sich in der regionalen Wissens- und Kulturarbeit engagieren, ist es von einiger Relevanz, den Unterschied der Genres Volkskultur und Gegenwartskunst zu kennen. Um es einmal mehr zu betonen: Wenn wir keine Begriffe haben, wissen wir nicht, worüber wir reden.
— [Das 2017er Aprilfestvial] —