Wir erzählen die Geschichte des Mopeds, weil dieser Fahrzeugtyp nach dem Zweiten Weltkrieg eine soziale Revolution eingeleitet hat. Ein preisgünstiges Kraftfahrzeug, das ohne Führerschein gefahren werden darf, hat die Zusammenhänge der individuellen Mobilität völlig verändert.
Das galt in den 1950er schon im städtischen Raum, wo immerhin öffentliche Verkehrsmittel den Menschen so manchen Fußweg verkürzten. Dort gaben außerdem passable Straßenbeläge den Radfahrern ganz andere Möglichkeiten als sie in den Dörfern bestanden.
Zeitgenössische Berichte lassen keinen Zweifel daran, daß den Menschen das Strampeln im Alltag zu einer Bürde geworden war, auch wenn es in der Freizeit zu so mancher Sportlichkeit anregte.
Also wog diese Neuerung, das Moped, in der agrarischen Welt viel schwerer.
Es gab mehr schlechte Wege und vor allem viel längere Wege, auf denen eben noch das Ochsengespann ein Maß der üblichen Geschwindigkeit gewesen war, wo sich kompakte Traktoren erst langsam durchsetzten. Automobile waren in den 1950er Jahren noch rar.
In Österreich dominierte Puch das neue Zweirad-Segment. Die Puch MS 50 wurde schnell zum marktbeherrschenden Ereignis. Spitznamen wie Maurer-Bock, Schwarze Sau und Postler-Moped lassen ahnen, daß die dünn wirkende Stangl-Puch in vielen Lebensbereichen erfolgreich eingesetzt.
Knecht und Gendarm, Arbeiterin und Hausfrau, Hobbyfischer und Hebamme, alle wußten die robuste Konstruktion zu schätzen. Das standfeste Motörchen war dank der Gebläsekühlung auch den Bergen Österreichs gewachsen, selbst Fernreisen gelangen mit diesem Moped.
Die Puch MS 50 kam 1954 auf den Markt, wurde bis 1982 produziert, läuft bis heute sogar im Alltag mancher Menschen.
Die Stangl-Puch hatte eine Reihe von Folgemodellen, welche auf der gleichen Grundkonstruktion basierten. Sie hat das Leben auf dem Lande in einigen Bereichen verändert. An ihr machen sich individuelle biographische Details fest, aber auch gesamtgesellschaftliche Phänomene.
Ob als „Schlurfrakete“ in städtischen Jugendkulturen, ob als preiswertes Geländemoped am Rande des technischen Zusammenbruchs, ob als „Fluchtfahrzeug“ für unruhige Teenager oder Ausweg für Leute, denen ein Auto unerschwinglich blieb, das Moped ist eine Art „Wappentier“ der Alltagskultur in der Zweiten Republik geworden.
Wir erzählen die Geschichte des Mopeds auch, weil zu diesem Thema fast alle Erwachsenen der Region etwas aus eigener Erfahrung beizutragen haben.
+) Die Geschichte des Mopeds bei Mythos Puch III in Albersdorf-Prebuch