Unternehmerin Kerstin Feirer stellte das Wort ETWAS auf den Angelpunkt eines möglichen gemeinsamen Tuns von Menschen, die aus drei verschiedenen Metiers kommen, der Kunst, der Wirtschaft und der Wissenschaft. ETWAS ist zu bearbeiten, ist zu erarbeiten.
Das bedeutet unter anderem, es kommen höchst unterschiedliche Zugänge, Modi und Sprachregelungen in einem gemeinsamen Möglichkeitsraum zur Wirkung, den Leute aus ganz verschiedenen Arbeitsräumen heraus betreten haben. Muß also jemand hier das Sagen haben, damit so ETWAS klappen kann?
Aber was genau möge dabei klappen? Feirer unterstrich, daß ein interdisziplinärer Erfahrungsaustausch einem auch jene Erfahrungen anbiete, die man selbst nicht gemacht hat. Geschieht das nicht ohnehin, wo Menschen mit einander zu tun bekommen? Schön wär’s!
Es weist allerhand darauf hin, daß wir so sehr an hierarchische Verhältnisse gewöhnt sind, da zählt eine zertifizierte Definitionshoheit oft weit mehr als die Beachtung des Einfallsreichtums von nicht amtlich approbiertern Personen
Feirer hatte schon einleitend deponiert, daß sie in ihrer Erörterung mit einigen Begriffen etwas salopp umgehen müsse, damit in der Sache voranzukommen sei. Erkenntnis. Entwicklung. Prozesse. Warum das wichtig ist?
Für gelingende Beziehungen in einem interdisziplinären Arbeitsmodus nannte Feirer drei vorrangige Bedingungen:
+) Freiwilligkeit
+) Umgang auf Augenhöhe
+) sinnvolles Tun, in dem für die Beteiligten ein Nutzen entsteht
Es soll also über gemeinsame Erfahrungen und Erkenntnisse zu Entwicklungen kommen, deren Qualität möglichst übertrifft, was Einzelnen gelingen kann, wenn sie bloß im vertrauten Bezugsfeld ihres angestammten Metiers verbleiben.
Wie schwierig das sein kann, illustrierte der Abend in den Räumen von Ana-U auf Schloß Freiberg. Gero Jenner, Sprachwissenschafter und Soziologe, kritisierte zum Einstieg die Begriffsnutzung und verwies nachdrücklich auf die Geistesgeschichte der letzten 300 Jahre, die einem geläufig sein müsse, wenn über das Banale hinauskommen möchte, denn da sei einiges längst geklärt.
So war gleich interessante Anschauung geboten. Verschiedene Metiers, verschiedene Felder, verschiedene Anspruchsniveaus in den Zugängen zu dem, was nun gemeinsames Gut sein könnte, um kollektiv am genannten ETWAS zu arbeiten; und zwar nicht multi-, sondern interdisziplinär
Wie könnte also etwa ein gewesener Lehrbub ohne entsprechende Meriten in ein gemeinsames Tun kommen, wenn er diesen Ansprüchen nicht gewachsen sei? Hinzu kam, daß etwa Gerhard Peharz, mit Licht- und Optotechnologien befaßt, einigen Anforderungen Jenners eher widersprach. Peharz, augenzwinkernd: „Man muß in der Wissenschaft natürlich nicht alles wissen.“
Unternehmer Horst Fickel, auch wissenschaftlich tätig, behauptete solch strenge Begriffspflege für die vorliegende Angelegenheit als nachrangig. Es kamen also schon an diesem Abend höchst kontrastreiche Anforderungsschwerpunkte zur Geltung. Was meint demnach „Augenhöhe“?
Es war einiger Konsens zu bemerken, als Unternehmer Ewald Ulrich beschrieb, wie wir alle geneigt seien, „mit einem Kopf“ zu denken, daß aber manche Aufgaben gelöst werde, oder die Arbeit daran wenigstens besser vorankomme, wenn man in der Lage sei, „mit zwei Köpfen zu denken“, was etwa bedeutet, sich in einer Sache zweier verschiedener Denkkonzepte zu bedienen.
Das wiederum, da bestand im Raum weitgehend Einigkeit, gelinge eben eher, wenn man sich auf Menschen einlasse, die aus anderen Zusammenhängen kämen und denen die Konventionen wie Anforderungen der eigenen Disziplin fremd oder mindestens egal seien.
Methodenvielfalt. Ergebnisse auf der Basis von mehr Erfahrungen. Wechsel der Betrachtungsweisen. Es besteht noch reichlich Klärungsbedarf, wie sich das in de Praxis machen läßt.