Als ich den Laden betrat, hatte Anton Kober eine muskulöse Drohne in der Luft, schwer genug, daß sie einen umhauen könnte. Das Teil schwebte mir vor der Nase, es ließe sich damit ein Haarföhn ersetzen.
Mein Anliegen ist allerdings nicht auf luftige Gefielde, sondern auf den Boden der Tatsachen ausgerichtet. Dort soll kommenden Herbst im Rahmen von „Mythos Puch“ ein ferngesteuertes Fahrzeug eine Art der kabellosen Mensch-Maschinen-Interaktion demonstrieren. Also brauche ich, themenbezogen, das Häusel des Fiat nuova 500, welches sich leicht auf Steyr-Puch 500 umkupfern läßt.
Dieses Fahrzeug, so hab ich es mit Unternehmer Ewald Ulrich vereinbart, möge der Zwischenschritt zu jener 1:1-Lösung sein, die uns Heimo Müller vorgeschlagen hat. Das Folgemodell wäre also der reale Klassiker unter erhöhtem EDV-Einfluß. Siehe dazu den Eintrag „Der Geist in der Maschine“: [link]
Kober ist in Sachen ferngesteuerter Maschinchen der versierteste Mann, den ich kenne, was Gewicht hat, denn falls am Basisfahrzeug etwas klemmt, brauche ich verläßliche Unterstützung. Ulrich hat, berufsbedingt, jene sachkundige Crew zur Hand, die bezüglich EDV und Feinmechanik die nötige Zusatz-Ausstattung entwickeln kann.
Das zielt also auf ein High Tech-Pucherl, welches später mit einem Originalfahrzeug realisiert werden sollte. Derlei Demonstrieren gegenwärtiger Technologie, um zukünftige Optionen an die Wand zu schreiben, hat auch eine interessante historische Komponente.
Die markante Karosserie stammt aus Italien, wo in den 1950ern der leitende Ingenieur Dante Giacosa zuerst mit dem Fiat 600 und dann mit dem nuova 500, dem Nachfolger des Topolino, Automobilgeschichte geschrieben hat. Was die beiden jüngeren Fahrzeuge ganz grundlegend vom Topolino unterscheidet, ist die selbsttragende Karosserie, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg allgemein durchtsetzte. (Dem gegenüber waren zuvor die Häuseln meist auf einen Leiterrahmen gesetzt.)
Diese ovoide Linienführung, des 600ers und 500ers, also das formale Herumeiern im Dienste verringerten Luftwiderstandes, wurzelt im vermutlich radikalsten visuellen Code des 20. Jahrhunderts, der Stromlinie. Was die technisch implizierten Streamliner schließlich als Getaltungselement wurden, übersteigt gängige Ansichten.
Daran arbeiteten viele inspirierte Leute. Einer der einflußreichsten darunter war Paul Jaray. Im Bildarchiv der ETH-Bibliothek Zürich ist uns aus dem Jahr 1920ein Foto von unbekannter Hand erhalten, das zeigt den „Ideal-Strohmlinienkörper für Landfahrzeuge in der Jaray’schen Theorie“.
Dieser schönen Arbeit folgte eine sehr komplexe Flut von Gebrauchsgegenständen, die nicht nur Gegenstand, sondern auch Zeichen wurden. Sie hatten etwas darzustellen, auszudrücken, das jenseits ihrer physikalischen Funktionen liegt. Von diesen Dingen werde ich kommendes Frühjahr etwas in die „Wunderkammer“ packen: [link]
Was dann im Herbst 2015 „Mythos Puch“ ausmachen wird, ist derzeit noch Gegenstand der laufenden Arbeit…
— [Generaldokumentation] —