In wenigen Tagen wird das Themenheft „Die Ehre des Handwerks“ verfügbar sein. Es ist inhaltlich unter anderem ein Ergebnis dieses Arbeitsjahres, in dem die Grundlagen für den kommenden Abschnitt regionaler Kulturarbeit geklärt wurden.
Das ist unverzichtbar auch kollektive Kulturarbeit. Wir haben in der abgelaufenen LEADER-Periode sehr gründlich klar machen können, was die Kooperation der drei Sektoren Staat, Markt und Zivilgesellschaft heute in der Praxis bedeuten mag.
Für diese Praxis liegt die Kombination „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ nahe. So läßt sich einerseits für die Gegenwartskunst Boden gewinnen, andrerseits sind Themen und Fragen zur Regionalentwicklung integrierbar.
Das bedeutet auch, wir halten ein Feld aufrecht, wo Professionals und engagierte Laien Schnittpunkte zu Gemeinsamkeiten finden können. Die derzeitige Basis dafür ist unsere Kulturspange: [link]
Im genannten Themenheft lautet eine Passage: „Wollen wir zum Auftakt einmal nicht über Motive des Verzichts, sondern des Verstehen einer Epoche an diese Themen herangehen, liegt das Teilthema Mobilitätsgeschichte nahe.“
Das bezieht sich auf unseren Generalfetisch. Das Kraftfahrzeug im Privatbesitz als Massenbasis individueller Mobilität. Ein junges Phänomen. Es wurde technisch, wirtschaftlich und sozial in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre etabliert.
Wir wissen inzwischen, was nur ein Agent der Blödheit ignorieren kann: Diese Ära endet. Wir werden zwar an der individuellen Mobilität festhalten wollen, doch die Volksmotorisierung auf Basis von Verbrennern hat ein Ablaufdatum. Die Gründe dafür sind ökonomischer und ökologischer Natur. Das Was steht nicht zur Diskussion, bloß das Wann und das Wie.
Wir brauchen also neue Mobilitätskonzepte. Die müssen sich in unseren Köpfen bilden können, wo die Vorstellungen und Auffassungen zum Thema noch von alten Bildern, von Ideologie und kulturellen Motiven dominiert sind.
Das bedeutet, es bedarf kultureller Prozesse, um neue Bilder zu ermöglichen. Diese kulturellen Prozesse lassen sich erfahrungsgemäß über Motive des Verzichts nur schwer triggern. Wir befassen uns daher nun vorzugsweise mit dem Verstehen einer Epoche.
Dieser Zugang hat eine Reihe sehr bewegender Aspekte. Einer davon ist das Thema Populärkultur. Wie kam der Pöbel zur „Kultiviertheit“? Ich bin selbst noch mit der angeblichen Kategorie „Schmutz und Schund“ aufgewachsen, die in einer Trennung von „Hochkultur“ und „Volkskultur“, von E und U, also „ernst“ und „unterhaltend“, eine märchenhafte Zuschreibung war.
Es ist freilich nicht die „Hochkultur“, die „bürgerliche Repräsentationskultur“, von der wir hier in der Provinz die nötige Inspiration und die erforderlichen Inputs erhalten, damit ein geistiges Leben gedeiht, das im Privatleben ebenso unverzichtbar ist wie in der Wirtschaft.
Wir Kinder der Popkultur, also der populären Kultur, bearbeiten das. Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten intellektuell und sozial emanzipiert. Das ist heute ein Feld, auf dem gewesene Lehrlinge mit akademischem Personal nicht nur kommunizieren, sondern auch kooperieren.
Wir klären selbst, wer wir sind, wir erklären, was das soll. Die Definitionshoheit ist dabei nicht bei den „alten Deutungseliten“ verblieben.
Das Themenheft „Die Ehre des Handwerks“ bezieht sich unter anderem auf das Themenpaket, dem sich Kunst Ost und der kultur.at: verein für medienkultur nun verstärkt widmen: „Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine“.
Das bezieht sich auf Gegenwartskunst, Medienkompetenz und Netzkultur, das bezieht sich auf Mobilitätsgeschichte und deren soziokulturelle Aspekte. (Siehe dazu etwa das Labor-Memo vom 15.10.201: PDF)
Dazu gehören übrigens zwei Teilthemen, welche ich hier gerade medial aufarbeite, die beide auch markante Stücke an Popkultur ergeben haben:
+) Chopper: Eine kleine Geschichte modifizierter Fahrzeuge
+) Das Fahrrad: Eine historische Betrachtung
+) Online-Fassung: „Die Ehre des Handwerks“
— [Generaldokumentation] —