Symposion: Saric wird kommen

Konferenzchen in der „Kulturlounge“ des 40. TIP Kirta. Eine gute Gelegenheit, allerhand Dinge zu bereden. Eine leicht zu findende Anlaufstelle. Einerseits trifft man da lebhafte Leute, denen sonst nicht alle Tage über den Weg zu laufen ist. Andrerseits sind ja etliche Themen ganz gezielt auf den Kirta-Tisch zu packen.

Josef Tschida las Büchner

Im Zugangsbereich zeigte Josef Tschida die Kühnheit, auf eine Stapel Kisten zu steigen und Büchner zu lesen. Das halte ich für eine außergewöhnliche Markierung. Das ist kulturell und politisch von Belang, wenn auch nicht angenommen werden muß, das werte Publikum dieses Kirta werde sich nun auf Büchner besinnen.

Ich darf hervorheben: Es war auch auffallend, wie wenige Kulturschaffende darin einen Punkt sahen, in irgendeiner Weise anzuknüpfen. Macht nichts! Das geistige Klima einer Region hat Flecken und Schattierungen. Das bleibt so unbeinspruchbar.

Bürgermeister Christoph Stark in der Kultur-Lounge

Bürgermeister Christoph Stark gesellte sich kurz zu uns und reflektierte in einigen Sätzen „Krusches Steitaxt zum Kuchenteilen“. Nein, Schokolade. Und das kam so: Es gab einen Text von mir, der nun publiziert ist, in dem ich aber eine zu persönliche Passage gestrichen hab. Ich hab keine Scheu, Persönliches zu publizieren, doch diese Sätzchen haben dem Text nicht genützt, waren bloß Zierrat, mußten also raus. Stark kannte die Erstfassung aber, wo es hieß:

„Ich weiß, das ist manchmal mit mir nicht so einfach. Dieses Spröde liegt am wenigsten an meiner berüchtigten Dezenz und sehr wahrscheinlich daran, daß ich in einer Seite meines Herzens eine Drama-Queen mit Streitaxt bin. Wer je versucht hat, ein Täfelchen Schokolade mit der Streitaxt so zu teilen, daß es weder Brösel noch arg ungleiche Stücke gibt, ahnt die Mühen an meiner Seite.“

Mit Stark kann man über solche Flausen lachen. Das liegt nicht jedem. Mit der Geschäftsfrau Jaqui Pölzer kann man auch über solchen Kram lachen. Sie ist eine vom Leben so gründlich geprüfte Frau, daß wohl die Entscheidung nahelag: Larmoyanz oder gnadenloser Humor? (Sie traf eine kluge Entscheidung.)

Pläne schmieden bis zum Frühjahr 2015: Jaqueline Pölzer

Dank der Erörterung offener Fragen mit Pölzer ist nun klar, wir werden eine nächste Session zum Thema „Kriegsküche 1914“ haben, Experimentalbäckerin Ida Kreutzer ist auch dabei; siehe: [link]

Und während ich mit Unternehmer Ewald Ulrich über Zustände und Optionen im regionalen Kulturgeschehen sprach, bahnte sich eine sehr schöne Nachricht aus Bosnien ihren Weg zu mir. Der Dichter Muhidin Saric, ein Mann aus dem jüngst tief erschütterten Raum um Prijedor, hat meine Einladung zum kommenden Kunstsymposion angenommen.

Ich freue mich sehr darauf, diesen stillen Autor für einen Abend bei uns zu haben. Er kennt das 20. Jahrhundert auf eine radikalere Art als die meisten von uns es sich überhaupt vorstellen möchten.

Ich durfte 2013 bei einer Veranstaltung die deutschen Fassungen einiger Gedichte des bosnishen Autors Muhidin Saric (rechts) lesen

Es ist kurios. Vor Jahren hatte mich die Idee beschäftigt, ein weiteres „Jugoslawisches Labyrinth“ zu veranstalten. Ich werde noch erzählen, was genau damit gemeint ist. An der Aufgabe war anfangs nur zu scheitern. Jetzt aber, wo ich diese Idee schon eine Weile nicht mehr verfolge, scheint sich genau das zu ereignen. Es beginnt zu geschehen…

— [Das Kunstsymposion] [Generaldokumentation] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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