Die Steiermark entwickelt sich in immer mehr Nischen zu einem kulturpolitischen Notstandsgebiet. Das hat vielleicht unter anderem damit zu tun, daß Leute im Kulturgeschehen herumregieren, die vom Metier eigentlich keinen Tau haben. Ein Fallbeispiel.

03.02.2025: Eine regionale Verwaltungskraft schickte mir von ihrer Dienststelle aus und mit ihrer dienstlichen Signatur die Einladung zu einem Arbeitsgespräch, da sie gebeten wurde, „für weitere Planungen – was das kulturelle Programm betrifft – mit dir Kontakt aufzunehmen“.
Wir konnten mit dem 17.02.2025 einen passenden Termin finden, zu dem auch einer meiner aktuellen Projektpartner und ein Neuer an den Tisch kommen würden, um „das angedachte Konzept vorzustellen und zu schauen, ob das“ mit meinen/unseren Plänen vereinbar wäre. War ein gutes Gespräch, auch wenn es noch kein Konzept gab. Aber sowas läßt sich entwickeln.
18.02.2025: Ich sandte an die drei Kulturbeflissenen „eine kleine notiz zum auftakt“ Und zwar das „Protokoll #39: Das Bereichsübergreifende“ (Unser Raumschiff Erde und seine regionale Sektion) mit dem Link, wo dieses Protokoll im Web zu finden sei. Ich notierte in der Email: „schau ma, was sich als nächster konkreter schritt nahelegt.“
Solche Protokolle sind Teil des Projektes „Trail: Laufende Erzählung“, einer begleitenden Maßnahme zum „Kunsttrail Region Gleisdorf“. Das ist ein LEADER Kulturprojekt, initiiert von Gleisdorfs Kulturreferent Karl Bauer, mit dem ich in einigen Vorhaben zusammenarbeite; in der „Konvergenzzone„.
Noch am gleichen Tag kam von meinem Projektpartner eine Mail mit den Worten: „Quasi ein Protokoll!!“ Ich darauf: „im norden sagen sie: wat mutt, dat mutt“.
19.02.25: Der Neue quittierte meine Post mit „Danke Danke Martin für die Zusammenfassung…“ und schloß seine Mail mit „Wenn wir da was zustande bringen, ohne uns verbiegen zu müssen, melden wir uns für einen Folgetermin zur Weiterentwicklung… Danke nochmals und bis demnächst“.

21.02.25: Mein Geschäftspartner rief mich an, verpaßte mir voller Unmut einen Rüffel, betonte, daß ich niemanden gefragt hätte, ob ich das Protokoll veröffentlichen dürfe. Sowas mache ich aber immer, soweit es nicht um geschäftliche Interna geht. Aus guten Gründen. Ich bin ein Netizen = Bewohner der Netze. Ich arbeite seit einem Vierteljahrhundert als Exponent des Genres „Art Under Net Conditions“. Das könnte man in einem gemeinsamen Projekt wissen, falls man nicht bloß mit sich beschäftigt ist.
Der Erboste, dessen plötzliche Unmuts-Ursache mir verborgen blieb, stellte meine Qualifikation als Publizist und als Kulturarbeiter in Frage, betonte, das sei immerhin ein Privatgespräch gewesen, da müsse man doch rückfragen, ob das veröffentlich werden dürfe.
21.02.25: „um die sache zu bereinigen, hab ich den beitrag gelöscht, wie ihr hier überprüfen könnt:…“
Wie konnte das Gespräch privat sein, wenn die Einladung von einer Verwaltungskraft als dienstliche Post gekommen war? Warum haben wir uns dann nicht in einem privaten Raum getroffen? Weshalb sollte ich mich zu meinem Privatvergnügen mit Leuten über ein Kulturkonzept unterhalten? Was wäre auch nur eine einzige problematische Stelle im besagten Protokoll gewesen? Weshalb jetzt dieser Rüffel, nachdem man sich zuvor per Email für das Protokoll bedankt hatte?
Und außerdem: Worauf stützt sich das Desavouieren meiner Kulturarbeit und meiner publizistischen Tätigkeit? Immerhin war niemand am Tisch mit auch bloß der Hälfte meiner branchenspezifischen Kompetenzen und langjährigen Berufspraxis. Immerhin kann man meine wohlbegründeten Verfahrensweisen kennen, denn in der Oststeiermark sind das nun rund 40 Jahren einer Wissens- und Kulturarbeit abseits des Landeszentrums als einer kollektiven und prozeßhaften Praxis. Wozu holt mich jemand an den Besprechungstisch, wenn nicht in diesem Kontext?
Ich kenne solche Momente inzwischen seit Jahren wiederkehrend. Würde ich einem Mechaniker seinen Job erklären? Einem Arzt, einem Architekten, dem Pfarrer des Ortes oder einem Informatiker? Würde ich nicht! Was denken Sie, wer mir allein 2024 alles meinen Job erklären wollte?
Für mich steht nun fest: das Maß ist voll. Ich werde in Zukunft für Gespräche genauer darauf achten, wer überhaupt bezüglich offener Fragen des Kulturbetriebs qualifiziert ist und wer sich besser darauf beschränken sollte, einen Leserbrief zu schreiben.
+) Konvergenzzone (Wo drei Sektoren zusammenkommen)
+) Ein Feuilleton (Kulturpolitische Beiträge, laufende Debatte)