Wir haben demnächst eine Archipel-Session, die für uns als Gastspiel Teil eines Projektes stattfindet, in dem Gleisdorfs Kulturreferent Karl Bauer unsere Schlüsselperson ist.
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Das ergibt ein gutes Beispiel, wie sich meine Vorstellung einer kollektiven Wissens- und Kulturarbeit einlöst.
Für mich beginnt das immer mit einer simplen Anforderung: „Inhalte, Inhalte, Inhalte!“ Damit ist definitiv nicht gemeint, daß man irgendeine Arbeit aus dem persönlichen Fundus zieht und irgendwie auf das gestellte Thema hinbiegt.
Wie lautet das Thema? Die kommende Ausstellung in Nagykanizsa hat den Titel „Grenzenlose Freiheit!“ und ist Teil des Projektes “Styria goes Hungary”. Das bietet einerseits historische begründete Ansätze, sich diesem Thema zu widmen, andererseits haben wir ohnehin stets neu zu klären, was wir mit dem Begriff Kunst verknüpft sehen möchten. Dabei wirken sogar regionale Unterschiede.
Wir haben im Archipel aus der laufenden Arbeit etliche Ansätze zur Themenstellung. So etwa im Klären einiger Begriffe, wie das in der Steiermark seit Jahrzehnten gemieden wird. Dabei verschwimmen zwei grundverschiedene Genres, die Gegenwartskunst und die Voluntary Arts.
Da Architekt Joachim Karner grade mit uns mitzieht, liegt auch da ein Querverweis nahe. Bei der Architektur wäre heute mehr denn je zwischen Baukunst und bloßer Dienstleistung zu unterscheiden. Geschieht aber kaum.
Ich bin so frei, diese permanente Unschärfe als Obskurantismus zu bezeichnen. Haben wir keine Begriffe, wissen wir nicht, wovon wir reden. Ist es egal, wovon wir reden, entwertet das die Arbeit Richtung Dekoration. Dekorationsgegenstände müßten sich freilich auf dem Markt rein privatwirtschaftlich bewähren. Ansonsten entsteht ein kulturpolitisches Problem, denn die allfällige Kofinanzierung mit öffentlichen Geldern wäre äußerst anfechtbar.
Nein, in diesen Fragen gibt es keine „Freiheit der Kunst“. Dieser Modus hieß noch nie, daß egal sei, was passiert. Es bedeutet bloß, wir akzeptieren keine Einschränkungen im Denken und in der Umsetzung des Werkes, bestehen da auf weitreichende Freiheit. Das entläßt uns aber nicht aus der Verantwortung für die Konsequenzen solcher Freiheit. Sie kennen folgendes Bonmot? „Wenn jemand nur seine Rechte beansprucht, aber Verpflichtungen ablehnt, nennen wir das nicht Freiheit, sondern Pubertät“.
+) Nagykanizsa: Kontraste (Die Archipel-Beiträge zur Ausstellung)