Die Dichte einschlägiger Meldungen der letzten Tage überfordert mich inhaltlich und emotional. Ich denke mir dazu: Das brauche ich ohnehin nicht ausführlich zu kommentieren.
Ich stelle eine kleine Auswahl zusammen und lasse die für sich sprechen. Vorweg dieses Meme eines österreichischen Künstlers über „meckernde Frauen“. Es darf wohl als exemplarisch gelten, um das Ausmaß der Diskursverweigerung zu illustrieren, mit dem das Ausmaß an Gewalt gegen Frauen vielfach beantwortet wird.
Ich hatte anfangs noch Einwände zugeschickt bekommen, als ich diese Kolumne eröffnet und Österreichs „Guerilla“ genannt hatte, den „kleinen Krieg“. Faktum: Es ist ein Krieg gegen Frauen, auch gegen Kinder. Einerseits generell durch Gewalt, andrerseits speziell durch sexualisierte Gewalt; all das begleitet von alltäglichen Übergriffen, die sich laufend in unserer jeweils individuellen Umgebung ereignen. (Meist eher unbemerkt.)
Wie sich zeigt, sind zum Beispiel Trennungen keineswegs ein Schutz für Frauen. So ist etwa seine Ex zu vergewaltigen eine sehr spezielle Form der Attacke mit dem Ziel, eine Frau nachhaltig zu beschädigen.
Die aktuelle Telegram-Geschichte belegt, daß sich Männer bei Bedarf sogar in Regimentsstärke verständigen, auch organisieren, um gegen Frauen vorzugehen. Oder Post an uns. Für skurrile, vor allem aber kriminelle Angebote scheint manchen Gruppierungen sogar unsere Kulturformation Archipel eine geeignete Adresse zu sein. Daraus möchte ich schließen, daß sich derlei Info-Streuung lohnt, denn Täter sind in allen nur denkbaren Milieus zu finden.
Was ich hier anreiße, ist bloß ein winziger Bruchteil dessen, was laufend passiert und was sich jüngst ereignet hat. Solche Attacken beleuchten den herausragenden Mut von Gisèle Pelicot, gegen ihren gewesenen Ehemann und seine Komplizen vorzugehen, sich mit ihrer inneren Verwüstung preiszugeben und auf sich zu nehmen, daß ihr in der Folge des Prozesses – da wette ich – reichlich Feindseligkeiten entgegengebracht werden.
Es betont den Paradigmenwechsel, der erst erarbeitet werden muß, wenn Pelicot im Namen aller Frauen sagt: „Es ist nicht an uns, sich zu schämen, sondern an ihnen.“ (Die Scham der Opfer ist bis heute eine dichte Hecke, hinter der sich Täter gut verbergen können.)
Abschließend zwei Zitate
Meri Disoski via OTS: „Die schockierende Brutalität, mit der Dominique Pelicot im Internet anderen Männern Gisèle Pelicot zur Vergewaltigung angeboten hat und die Tatsache, dass mindestens 74 Männer von diesem Angebot Gebrauch machten und Frau Pelicot vergewaltigten, führt uns vor Augen, wie allgegenwärtig und banalisiert sexualisierte Gewalt gegen Frauen immer noch ist.“ [Quelle]
Spiegel Ausland: „Sie habe den Prozess als »sehr schwere Prüfung« erlebt, sagte sie nach der Urteilsverkündung in Avignon. Zugleich habe sie ihn für andere Frauen führen wollen. »Ich denke an die Opfer, die nicht bekannt sind und deren Geschichten oft im Dunkeln bleiben«, sagte Pelicot. »Wir kämpfen den gleichen Kampf.«“ [Quelle]
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