Fälliger Systemwechsel

Ich staune, wie aufgeräumt heutige Maschinen sind. Da ist reichlich Platz in der Kiste. Als ich es noch vor dem Öffnen im Paket klackern hörte, war ich besorgt, denn in einem Computer sollte zu dem Zeitpunkt überhaupt nichts Geräusche machen.

Ich kann Systemwechsel eigentlich nicht leiden. Aber was muß, das muß!

Es zeigte sich dann, daß bloß ein Lüfterrad von seiner Achse abgefallen war und im Gehäuse herumschepperte. Federleichter Kunststoff, also vermutlich ohne schädliche Wirkung.

Bis so ein System erstmals hochfährt und sich die nötigen Updates aus dem Web geholt hat, kann man auf einen Kaffee gehen. Und wie zu erwarten war, kann ich die neue Benutzeroberfläche überhaupt nicht leiden. Mir geht dieses üppig Farbige, dieses neckisch gestaltete Getüdel, auf den Hammer. Wenn ich da etwas zu bestimmen hätte, wären solche Apparate mit der Typografie von Fluginstrumenten aus den 1940er Jahren versehen. Gnadenlos karg und deutlich.

Was sind das bloß für Leute, die bei der Arbeit Entertainment bevorzugen und mit grafischen Blödsinnen bespaßt werden müssen? Es macht allein schon Arbeit, diese nervigen Bildschirm-Bilder und -hintergründe wegzudrehen. Wenn ich eine schöne Landschaft sehen will, laß ich die Arbeit ruhen und geh aus dem Haus. Aber das hier, das lockert mir die Plomben.

Wer so eine Arbeitsfläche auf dem Bildschirm bevorzugt, hat vermutlich auch Glitzersteine auf der Handy-Hülle und womöglich Häkeldeckerln im Wohnzimmer. Okay, zugegeben, meine Reizschwelle ist grade etwas niedrig. Ich höre nun schon ungezählte Stunden das Rattern der Schreib- und Leseköpfe alter Festplatten bei den Backups.

Was waren die Dinger einst mit Zeug vollgepackt!

Immerhin war ich diesmal schlauer, hab bei den ersten Anzeichen massiver Speicher-Engpässe und drohender Datenverluste umgehend Konsequenzen gesetzt, meine Kontern überzogen und in Sachen Hardware aufgerüstet.

Bei meinem letzten Systemcrash hatte ich den Rechner dann bloß noch wiederholt so 20 bis 40 Sekunden hochfahren können, um einige aktuellere Daten zu bergen. Das macht man schweißgebadet. Nun also fette Backups, der neue Rechner, die ungewohnte Software, ich hab interessante Tage vor mir.

Es dauert freilich, bis Quanten zwischen 80 und 300 Gigabyte von einer Platte zur nächsten geschaufelt sind. Dabei muß ich in der Nähe bleiben, weil immer wieder etwas klemmt und Entscheidungen zu treffen sind. Zugegeben, ich bin auch diesmal abschnittweise schweißgebadet, weil einen das alles streßt; vor allem wegen der Sorge, durch eine kurze Gedankenlosigkeit größere Datenbestände wegzuschießen,

Heute lief schon eine Rettungssoftware , weil ich ein Paket gelöscht habe, das mit in zwei offenen Fenstern als doppelt vorhanden erschien. Es waren aber bloß zwei Fenster auf ein und den selben Folder. Blöd gelaufen!

+) Meta

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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