Ich mag den Begriff Triptychon allein schon aufgrund seiner phonetischen Qualität. Den Klang des Wortes finde ich attraktiv.
Triptychon steht erst einmal für ein dreiteiliges Tafelbild, das eine Abfolge zeigt. Ein Narrativ wird aus dem konkreten Leben abgeleitet, als Bilderfolge kodifiziert, schließlich dazu eine Erzählung angeboten.
Im Altgriechischen stand das Wort tríptychos für drei Schichten, etwas Dreilagiges, dreifach Gefaltetes. Genau das, dieses Dreilagige, finde ich in unserer aktuellen Arbeitsweise. Wessen? Wer ist wir? Drei Kulturschaffende. Martin Krusche (Autor), Monika Lafer (Malerin/Kunsthistorikerin) und Richard Mayr (Fotograf).
Was heute der Archipel ist, das Gleisdorfer Forum für Kunst und Kultur, habe ich in meinem Tätigkeitsbereich aus „The Long Distance Howl“ hergeleitet. Das auf 20 Jahre angelegte Projekt im Sinn einer „Art Under Net Conditions“. Das war im Jahr 2003 die Ablöse meiner „Verschwörung der Poeten“ gewesen. (Dazu entwickelte sich dann Kunst Ost als Trägersystem.)
Ich bin von diesem zwei Jahrzehnte dauernden Prozeß her auf drei Genres konzentriert: Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst. Unter anderem, weil ich diese Bereiche in ihrem Inneren verknüpft sehe.
Dabei betrachte ich das im kulturpolitischen Sinn als ein Kräftespiel, in dem exponierte Personen aus drei Sektoren kooperieren und interagieren: Staat (Politik und Verwaltung), Markt (Wirtschaftstreibende, Unternehmen) und Zivilgesellschaft (Bürgerinnen, Bürger und Vereine).
Um dabei – je nach Lage verfügbarer Ressourcen – immer handlungsfähig zu bleiben, schien es mir praktisch, drei Aktionsebenen zu definieren, die jeweils verschiedenen Dimensionen der Vorhaben gewidmet sind. (Das hat sich praktisch schon bewährt.) Ebene I ist unsere „Sektion Kleinkunst“, gewissermaßen das Club-Format. Ebene II ist unser Portal zu nächst größerer Reichweite unserer Vorhaben, mit einem höheren Einsatz an Mitteln umzusetzen als die Club-Sessions. Ebene III macht einen Raum von internationaler Relevanz auf.
Da ich im Lager prozeßhafte Wissens- und Kulturarbeit stehe, muß klar sein: das alles handelt für mich in wesentlichen Bereichen von kollektiver Wissens- und Kulturarbeit. Dieser Modus verlangt zwingend, daß allen Beteiligten Sichtbarkeit geschaffen wird, denn das sind keine „Solokonzerte“.
Dafür hab ich im Archipel drei Modi definiert, die in der Öffentlichkeitsarbeit transparent sein müssen. Im Sinne von: wer hat was beigetragen? Das ergibt erstens den Bereich „Eigenes Vorhaben“ (Konzeption und Umsetzung bei uns), zweitens den Sektor „Kooperation“ (Konzeption und Umsetzung mit jemandem geteilt), aber auch drittens: „Support“. Das bedeutet unsere Unterstützung mit unseren Ressourcen, ohne daß wir bei der Konzeption und Umsetzung näher mitwirken.
Sie werden nun wohl kaum überrascht sein, daß ich schon eine lebhafte Vorgeschichte damit habe, Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft anlaßbezogen zu verknüpfen. Vor dem Hintergrund jener fundamentalen Umwälzungen, die uns durch die Vierte Industrielle Revolution auferlegt wurden. Dann was sich quer durch das 19. und 20. Jahrhundert global entfaltete, dieser Verlauf von Mechanisierung, Automatisierung und Digitalisierung, hat uns in ganz neue Fahrwasser gebracht.
Da stoße ich derzeit auf eine Menge Klärungsbedarf, bei dem ich oft vorrangig auf eine spezielle Frage stoße: „Was ist denn jetzt erst einmal eine gute Frage?“ (Ich würde niemandem trauen, der oder die das auf der Höhe der Zeit für schon geklärt hält.)
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