Ich hatte für die Zweier-Notiz einiges an Zahlen zusammengestellt, die aus überprüfbaren Quellen stammen.
Also keine Kolportage, sondern Material aus der Praxis von Einrichtungen, die für Opfer von Gewalt da sind. Daraus ergibt sich ein deutliches Bild des Problems. Gewalttätigkeit in ihren verschiedenen Varianten ist in beunruhigend hoher Dichte Teil unseres gesellschaftlichen Lebens. Und zwar nicht im politisch gerne strapazierten Motiv des eingewanderten Messerstechers. (Ein Randphänomen!)
Wir haben in Österreich eine epidemisch vorhandene Gewalttätigkeit, die sich in hohem Maß gegen Frauen und Kinder richtet. Unter den Tätern finden auch Immigranten, aber die zentrale Armee von Aggressoren, welche sich an Frauen und Kindern abarbeiten, formiert sich aus autochthonen österreichischen Männern. Daher erneut die Frage: Erinnern Sie sich, daß dieses große Problem je als Wahlkampfthema aufgetaucht wäre?
Es zählt zu den zentralen Makeln einer vorherrschenden Männerkultur. Wer es sich da nun sehr leicht macht und einfach „härtere Strafen“ fordert, ignoriert die wesentliche Quelle des Problems: Ethos. Ich finde noch immer keinen breiten gesellschaftlichen Konsens, der männliche Gewalt gegen Frauen und Kinder öffentlich und unmissverständlich als Schande ächtet.
Was das bedeutet? Ganz einfach. Wer in diesem Sinn als Gewalttäter ruchbar oder gar dingfest wird, müßte eine breite Verachtung zu spüren bekommen, müßte die unmißverständliche Botschaft erhalten: Wo immer du dich blicken läßt, wird dir dieses Verhalten angekreidet. Es verstößt gegen die Grundregeln unserer Gemeinschaft. Es ist eine Schande.
Wie weit wir aktuell davon noch entfernt sind, hat mir dieser Tage eine kleine Episode deutlich gemacht. Im Gleisdorfer Kaufhaus Mörath gibt es derzeit Papiersackerln mit der Aufschrift „Land aufs Herz: Gewalt gegen Frauen ist untragbar“. Das fügt sich zum Poster beim Supermarkt, welches ich in meiner ersten Notiz zu diesem Thema erwähnt und gezeigt hab.
Was die Papiersackerln angeht, erlebte ich im Geschäft zwei kurze Gespräche, an denen mich verblüffte, daß sie beide – unabhängig von einander – die selbe „Startsequenz“ hatten. Und zwar in folgenden Feststellungen: „Viele Frauen melden sich ja gar nicht.“ „Daß die bleiben, versteh ich nicht.“ Und mit ironischem Unterton: „Das muß wohl Liebe sein.“
Sowas geht nicht bloß hart an die Kante einer Täter-Opfer-Umkehr (Victim Blaming). Es illustriert einen wichtigen Teil des Problems. Da waren nun nicht sofort und primär die Täter im Fokus des Gesprächs. Es gibt offenbar viel zu wenig Wissen um Abhängigkeitsformen, durch die Frauen an Aggressoren gekettet sind.
Daß sie folglich auch noch selbst an ihrem Unglück schuld sein sollen, werte ich als einen menschenverachtenden Zynismus, den offenbar manche Leute an sich selbst gar nicht wahrnehmen können. [Vorlauf] [Wird fortgesetzt!]
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Fußnötchen
Da ich mich mit diesen Umständen nicht arrangieren will, sind Überlegungen nötig, wie ich mich orangieren kann.
Orange the World
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