Ich war nun geraume Zeit mit anderen Themen und Texten so ausgelastet, daß ich diesen Bereich nach hinten gerückt hatte. Der Lauf der Dinge schiebt das Paket wieder nach vorne: Wahlkampfzeit.
Freilich hab ich unterwegs öfter dieses „Aber“ zu hören bekommen. „Ich bin ja dies und das nicht, auf keine Fall, aber…“ So klingt österreichische Gemütlichkeit, wenn jemand des Nachdenkens müde ist oder darin nie munterer war, sich aber zu gesellschaftlichen wie politischen Fragen äußern möchte. Es heimatet wieder recht heimelig.
Heute geht es längst nicht mehr um sowas wie „Stammtischhoheit“. Die Social Media haben den Boulevard sehr breit gemacht. Mir fällt auf, daß selbst allerhand merklich gebildete Menschen noch nicht kapiert haben: Facebook, Instagram et al., das sind Massenmedien, die einen Teil der öffentlichen Diskurse ausmachen. Was man da raushaut, hat andere Wirkung als ein Gespräch am Stammtisch.
Und sonst?
Es ist noch nicht lange her, da wurde mir privat mitgeteilt: „Einige Menschen haben es dir sehr übel genommen, daß du die Frau Puppenspielerin als rechtsradikal hinstellst.“ Allerdings habe ich das nicht getan. Es gibt folglich auch keinen Text von mir, mit dem man diese doofe Behauptung belegen könnte. (Sinnerfassendes Lesen hat ja oft keine Chance gegen vorhandene Ressentiments.)
Was ich sehr wohl getan habe, und das kann man ja im Web nachlesen, ist das Verfassen einer Rezension von öffentlichen politischen Äußerungen der Frau Puppenspielerin, welche diese aus freien Stücken publiziert hat. Darf sowas dann in einer Demokratie zur Debatte stehen?
Ich war damals zum Schluß gekommen, daß die Frau unter anderem ein polemisches Narrativ der FPÖ aufgreift und weiterträgt; speziell zum Thema Neutralität. Offenkundig aber ohne unser Neutralitätsgesetz je gelesen zu haben, was eine leichte Übung wäre, weil das ein sehr kurzer Text ist.
Wenn ich also ausdrücklich über einen Rechtsruck im steirischen Kulturgeschehen schreibe, dann nenne ich prinzipiell meine Gründe und biete dafür Belege an, beziehe mich also auf Quellen, aus denen ich genau zitiere. Der Modus, kurz gefaßt: 1) Ich nenne eine Aussage, die ich für kritikwürdig halte. 2) Ich nenne die Quelle, damit man das Zitat überprüfen kann. 3) Ich nenne meinen Einwand.
Das mißfällt nicht bloß der Frau Puppenspielerin. So hat mich etwa die Fotografin in einer Email gefragt, ob ich mit meinen Glossen nun „Stasi-Methoden“ einführen würde. (Zitat: „Hey Martin! Legst du da sowas wie Stasi Akten auf Kunst Ost an?“) Ich bin mit Sicherheit kein „Hey Martin!“ und tue bloß, was auch die Fotografin tut. Ich äußere mich via Massenmedium über politische Zustände und Aussagen. Sie also darf das mit Blick auf andere Leute, ich soll es lassen.
Da war der Ex-Pizzabäcker weit origineller. Er hat mir per traditioneller Post zwei eingeschriebene Briefe geschickt. Der Agitator, dem wir zuhören durften, wie er via Lautsprecheranlage das Stadtzentrum Gleidorfs mit seinen Ansichten bespielt hatte, schrieb mir: „Weiters ist es dir nicht erlaubt Fotos von meiner Person oder meinen Namen in deinen Texten zu verwenden.“
Die Aufzählung von solchen Beispielen ließe sich fortsetzen, was ich mir sparen kann, weil sie sich substanziell gleichen. Ich möchte nun freilich wieder mehr Zeit für solche Themen freimachen, denn wir haben in Österreich einigen Klärungsbedarf, was der Begriff Neofaschismus bedeuten mag und was rechtes Denken ist, was es bewirkt.
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