Episode XLIII: Eine Schnittstelle

Wir pflegen etwas, das in Österreich nicht besonders populär ist. Abschnitte kollektiver Wissens- und Kulturarbeit.

Artist Talk in Gleisdorf, von links: Rudi Klein, Stefanie Brottrager, Martin Krusche und Angie Verlaine.

Ich habe das in den 2000er Jahre vor allem mit südslawischen Leuten erlebt. Im vormaligen Jugoslawien hatten sich einige sehr interessante Projekte entwickelt, deren Vorgeschichte gewissermaßen in den 1970er Jahren lag.

Da galt der Typus Studentski Kulturni Centar (SKC) quer durchs Land als Ort besonderer Freiheiten, von dem künstlerisch wesentliche Impulse ausgingen, was übrigens Kunstschaffende von internationalem Rang oft mit Besuchen quittiert haben.

Unsere Geschichte der Wissens- und Kulturarbeit in der Region ist vor allem mit drei südslawischen Kollektiven verknüpft, was unter anderem zu einigen Projekten im Rahmen des Festivals „steirischer herbst“ geführt hat: „Art Klinika“ (vormals „Led Art“), „Grupa Škart“ und „Treci Beograd“. Außerdem hatten wir 2010 mit den „Kollektiven Aktionen“ aus Moskau eine bemerkenswerte Arbeitswoche im Raum Gleidorf, was später eine gemeinsame Fortsetzung in Beograd fand: [Link]

Prozeßhaftes Arbeiten
Ich will damit deutlich machen, daß wir im „Archipel“ eine Vorgeschichte der kollektiven und prozeßhaften Arbeit haben und aktuell einen passenden Modus entwickeln, wie sich das weiterführen läßt; unabhängig davon, was alle Beteiligten ganz für sich machen.

Die „Kollektiven Aktionen“: Sergej Letov, Mirjana Peitler und Sabine Hänsgen zu den „Virtuosen der Täuschung“ (2011) in Beograd.

Dieser Text ist ein Blatt zum Projektteil „Allmende“, den ich mit Fotograf Richard Mayr umgesetzt hab. Der ist zugleich eine Herleitung aus einer Arbeit von Künstlerin Stefanie Brottrager.

Zwischen Brottragers „Episode XLI: Alles andere ist eine Ausrede“ und dieser Episode – der „Allmende“ – lag noch die „Episode XLII: Karre“, wie ich sie gemeinsam mit Fotograf Richard Mayr umgesetzt habe. Die ist eine Herleitung aus dem Teilprojekt „Official Bootleg“, das ich im Dialog mit Maler Heinz Payer begonnen hab.

Und zwar als Beitrag zum „Amselsturm“, den Autorin Eva Surma kuratiert hat, in dem Malerin Monika Lafer mit von der Partie war. Lafer ist die Künstlerin, mit der gemeinsam ich den Gleisdorfer „Zeit.Raum“ bespiele, was bedeutet: seit Mai 2021 nutzen wir diesen Ort alle zwei Wochen für eine neuen Episode. (Damals hat Lafer ihre Episode „Sicherungskopie“ eingerichtet.)

Verwirrend?
Das mag vielleicht alles etwas verwirrend klingen. Ich hab hier Momente eines komplexen Prozesses skizziert, von denen jedes Element auch für sich funktioniert und eigenständig rezipiert werden kann. Es ist demnach keine zwingende Notwendigkeit, sich eine gesamte Anschauung diese Prozesses zu erarbeiten. Sie bestimmen selbst, wie genau Sie es wissen wollen.

Postskriptum
Heinz Payer hat mich schon wissen lassen, über welchen Aspekt er gerne das Thema „Allmende“ weiterführen würde. Ich halte das für wichtige Erörterungen, denn die Republik ist das politische Haus, in dem die Demokratie wohnt. Dabei spielt öffentlicher Raum eine fundamental wichtige Rolle. Aber was ist das, öffentlicher Raum?

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Quellen
+) Episode XLI: Alles andere ist eine Ausrede (Brottrager)
+) Episode XLII: Karre (Mayr & Krusche)
+) Official Bootleg (Payer & Krusche)
+) Amselsturm (Surma)
+) Sicherungskopie (Monika Lafer. Slot I, Episode I)
+) Siehe dazu auch das NID-Booklet „Mirjana Peitler: Kollektive Kreativität„!

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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