Episode XLIII: Allmende

Von Richard Mayr & Martin Krusche

In der Episode Episode XLI („Alles andere ist eine Ausrede“, Mai 2024) von Stefanie Brottrager kam auch eine ihrer Land Art-Arbeiten vor, die dem Thema Allmende gewidmet ist.

Richard Mayr: Allmende.

Dieser Begriff stammt aus der alten agrarischen Welt, betrifft unserer Siedlungsgeschichte. Freilich ist das Wort heute längst nicht mehr in Gebrauch. Diese Art von Gemeingut wurde teils durch den Aspekt des „öffentlichen Raumes“ abgelöst.

+) Das Fenster
+) Die Motive
+) Eine Schnittstelle

Der ist wiederum verwaltetes Gebiet und dabei fast zu einer philosophischen Kategorie verblaßt, denn ich finde im Alltag keine all zu klaren Auffassungen davon, was Öffentlichkeit sei, öffentliche Meinung, vor allem aber: was wir Bürgerinnen und Bürger uns von einem öffentlich Raum erwarten, der ja quasi ein politischer Ort unsere Res publica ist.

Im Zuge der Dritten Industriellen Revolution und im Nachdenken über unsere nahe Zukunft kam freilich eine Vorstellung dessen auf, was heute als „Share Economy“ zur Debatte steht. Benutzen, aber nicht besitzen.

Stefanie Brottragers „Allmende“ im Gleisdorfer „Zeit.Raum“.

Das taugt durchaus als eine zeitgemäße Deutung dessen, was einst unter Allmende verstanden wurde. Hier kommt nun Fotograf Richard Mayr ins Spiel, der auf seinen Erkundungen unter anderem starke Eindrücke aus der bäuerlichen Welt mitgebracht hat.

Die zentrale Arbeit zu dieser Episode ist insofern interessant, als Pferdekraft heute keine nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung mehr hat. Aber der “Kentaurische Pakt” zwischen Mensch und Pferd ist über rund fünftausend Jahre grundlegend und kulturstiftend gewesen.

Ohne die Traktionskraft des “Hafermotors” sähe unsere Geschichte naturgemäß radikal anders aus. Wenn auch die gezähmten Stiere, also Ochsen, die bei weitem stärksten Landtiere in unserem Lebensraum sind, schuf ihre Langsamkeit einen erheblichen Kontrast zu den Pferden.

In diesem Zusammenhang paßt die Episode übrigens gut zu unserem “Official Bootleg”. Da bearbeite ich vor allem gemeinsam mit Maler Heinz Payer einige Aspekte unserer Kultur, in denen dann zum Beispiel die “Tempomaschine Pferd” eine historisch markante Rolle spielt.

Das trifft sich unter anderem mit jener Klimakatastrophe, die ein Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1815 ausgelöst hat. Die weltweitend Mißernten führten unter anderem zu einem enormen Pferdesterben, weil diese Tiere – anders als Rinder – in einer direkten Nahrungsmittelkonkurrenz zum Menschen stehen.

Dieser weitreichende Verlust an Traktionskraft in verschiedenen Volkswirtschaften brachte einen erheblichen Schub in die Erste Industrielle Revolution und schließlich in die Entwicklung “Pferdeloser Wagen”. (Das für die Eisenbahngeschichte bedeutende Rainhill-Rennen fand 1829 statt.)

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Vorlauf
+) Episode XLI: Alles andere ist eine Ausrede (Stefanie Brottrager)
+) Episode XLII: Karre (Richard Mayr & Martin Krusche)
+) Official Bootleg

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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