Archipel Convention: Osteuropäische Kunst

In der Oststeiermark, nein, genauer: im kühlen Extrazimmer Internet, heißt es grade: „Die Sammlung Marchler öffnet ihre Pforten.“

Die Startseite (Link am Seitenende!)

Das meint Werke von Vasyl Bazhay und Petro Bevza, beide in Kyiv zuhause, in der Ukraine. Kuratorin Eva Brandstätter, mit der wir im Archipel schon einige Erörterungen absolviert haben, ist eben mit einem neuen Projekt online gegangen.

Dabei arbeitet sie mit dem Bestand der erwähnten Kunstsammlung. So gibt es nun eine erste Online-Ausstellung, in der die Werke von launigen Aussagen begleitet werden. Zum Beispiel dieses Zitat anläßlich eines Gemäldepreises, der jemandem etwas gar stattlich erscheint: „Da krieg ich ja tonnenweise Wurstsemmeln drum. Und literweise Bier.“

Ich finde Wurstsemmeln prima. (Mit Gurkerl!) Und gut gekühltes Bier aus dem Faß. Der hingemotzte Einwand geht freilich ins Leere und wäre eine gute Gelegenheit, den Unterschied zwischen Marktwert und Tauschwert zu erörtern.

Polemisch verkürzt: Was mir etwas wert ist und was es auf dem Markt wert ist, kann sehr weit auseinanderklaffen, weil das völlig verschiedene Kategorien sind. (Man möchte dem Menschen auf die Schulter klopfen und zuflüstern: „Bleib ruhig bei denen Wurstsemmeln und beim Bier.“)

Oder es kommt dieser Glaubenssatz einer populären Kultursekte, fraglos ein Klassiker des Genres: „Das kann ja mein Neffe besser.“ Er kann es natürlich nicht besser. Auch jene, die sowas raushauen, können es nicht besser, haben ferner meist keinen Tau von a) den Denkprozessen und anderen inneren Vorgängen, auf denen ein Werk beruht sowie b) vom Handwerklichen.

Aber man sagt das eben so dahin, wenn man davon ablenken möchte, daß man sich zwar gerne über Kunst abschätzig äußert, jedoch keine Ahnung hat wovon eigentlich die Rede ist. Wer sich mit Ressentiments bequem eingerichtet hat, kann meist mit anderslautenden Gedanken nicht erreicht werden. Das muß allerdings jedem Menschen feststehen.

Für jene aber, die neugierig sind, womöglich wißbegierig, liegen Angebote in solchen Projekten. Man kann sich Denkanstöße holen, auch Irritationen, die gewöhnlich etwas Fruchtbares sind. Daraus ergeben sich eventuell gute Gründe, sich die Werke der Künstler real anzusehen, weil das eine völlig andere Erfahrung ist als der Blick ins Internet.

Postskriptum
Wir nutzen die Leiste „Convention“, um über interessante Angelegenheiten jener Personen oder Formationen zu berichten, mit denen uns im Archipel etwas verbindet. Siehe: [Convention]

+) Die Ausstellung zur Sammlung

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Archipel abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.