Was den Vorstand des „Archipel Gleisdorf: Verein für Kunst, Kultur und Bildung“ angeht, gilt ausnahmslos, daß wir keine „Veranstaltungstruppe“ sind, sondern primäre Kräfte.
Das bedeutet, wir sind künstlerisch aktiv. Monika Lafer ist Malerin, Richard Mayr Fotograf, ich bin Autor. Das gilt aber auch für Kulturmanagerin Eva Brandstätter, mit der wir zusammenarbeiten. Sie ist Autorin.
Es gilt ebenso für Willem Krauss (Studio Krauss), der eben unser Premieren-Plakat gestaltet hat, er ist Maler. Diese Umstände sind von Belang, wo wir über das „Bottom up-Prinzip“ nachdenken. Es ist nicht nur darin angelegt, daß der „Archipel“ ausschließlich auf der zivilgesellschaftlichen Ebene entwickelt und umgesetzt wurde. Das ist ein Unternehmen Kunstschaffender.
Wir sind grundverschiedene Charaktere in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Daher bündeln wir Kompetenzen innerhalb eines erfreulich breiten Spektrums. Freilich ist nicht von einer „Künstlervereinigung“ zu sprechen.
Wir sind eher eine Art der Reisegesellschaft, die sich aufgemacht hat, künstlerisch und kulturpolitisch hinter den nächsten Horizont zu gelangen. Es geht um Wissens- und Kulturarbeit abseits des Landeszentrums. Das schließt selbstverständlich Verbindungen mit Graz oder Wien nicht aus. Es bedeutet, daß wir uns in einer Transition befinden.
Das Denkmodell „Zentrum/Provinz“ verschwindet nicht so leicht aus den Köpfen der Menschen, obwohl es zum Beispiel durch die Entfaltung individueller Mobilität, die Veränderung der Medienwelt, Teleworking und Telepräsenz schon seit Jahrzehnten hinfällig ist. Aber Provinz muß heute nicht provinziell heißen.
In Graz lebt etwa Pianistin Thais Bauer, von der die Dramaturgie unseres Premierenabends kommt. Kammerschauspieler Franz-Robert Wagner, der meine Gedichte lesen wird, ist Josefstädter, wird demnach aus Wien anreisen.
Oder denken Sie an Antia Keiper und Robert Fimbinger von der Grazer Edition Keiper. Das sind für uns nicht Geschäftsleute und Dienstleister, sondern Verbündete in einem Ringen um ein geistiges Leben von Relevanz, in dem Kunst eine gewichtige Rolle spielt.
Um es mit Manfred Mixner zu sagen: „Was wäre notwendig? Zuvorderst, dass Kunst begriffen wird als eine menschliche Erkenntnisform.“ (Aus: „Verstrickt in Geschichten“.) Da finde ich uns im Kontrast zu allerhand steirischen Formationen, die sich als eine Art soziokulturelle Reparaturanstalt für gesellschaftliche Problemlagen entwickelt haben.
Ich glaube nicht an eine „Kunst, um zu…“, auch nicht an Sozialarbeit, die als Kunstform kostümiert ist. In der Suche nach Erkenntnis ist es überdies nötig, sein Handwerk zu erlernen und zu verfeinern; all das in ein wachsendes Wissen um den Lauf verschiedener Dinge einzubetten. Es braucht dazu gelegentlich Diskurse, die was taugen.
Das meint, Aktion und Reflexion beinander zu halten, daraus Vorhaben zu entwickeln, die in Teamwork realisiert werden. Da kommen wir ganz ohne Pose und Nimbus aus. Das verlangt bloß hinreichende Klarheit, wie man seine Arbeit tun möchte, was man darunter versteht, und wer einem dabei für die Kooperation zusagt.
+) Archipel