Ich habe mich eine Weile mit anderen Dingen befaßt, will mich nun erneut auf einige Fragen zum aktuellen Rechtsruck konzentrieren.
Deshalb ändere ich den Modus dieser Kolumne etwas ab und nenne das die Phase II. Meine grundlegende Ansicht sollte hier nachvollziehbar sein: Die Republik ist das politische Haus, in dem die Demokratie wohnt.
Die Res publica hat mit ihrer Verfassung ein fundamentales Regelwerk. Was dann die aber Demokratie sei, müssen wir laufend neu verhandeln, neu klären. Dazu gehört auch der Dissens. Es ist gewissermaßen eine tägliche Volksabstimmung quer durchs Land..
Das alles sollte sich in öffentlichen Diskursen äußern, die hinreichende Transparenz haben. Auch deshalb der Begriff Res publica. Mit Transparenz meine ich die Konsequenzen der Forderung: „Nennen Sie Ihre Gründe!“ (In der heutigen Mediensituation ist das prinzipiell leichter denn je.)
Vor allem wenn es um Kritik geht, möchte ich genau wissen: Wie lautet die Aussage, die kritisiert wird? Dazu sollte man mir eine überprüfbare Quelle nennen können. Weshalb ich das so haben möchte? Um das Ziel der Kritik überprüfen zu können. (Ist die Kritik treffend?)
Ich hab mehr als einmal erlebt, daß mir jemand Kritik aufdrängte, die sich auf eine korrumpierte Aussage bezog. Korrumpiert in dem Sinn, daß jemand einen Satz nicht korrekt zitiert, sondern nach eigenem Geschmack gebeugt, verfälscht hatte, auch aus dem Zusammenhang gerissen.
Man drechselt sich die Wuchtel, die man auflegt und kickt, so zurecht, daß es einen feinen Wow-Effekt ergibt. Ein Fälschergeschäft, das heute offenbar sehr salonfähig ist. Daher will ich wissen: Wie lautet die Aussage genau, die einer Kritik unterzogen wird?
Mein Metier
Und was ist das nun mit dem kulturpolitischen Diskus? Was ist mit einem Kunstdiskurs? Nämlich mit einer Debatte, dank derer wir aktuell unterscheiden könnten, worauf einschlägige Begriffe angewandt werden. Welche Begriffe? Zum Beispiel diese: Volkskultur, Hobbykunst, Gegenwartskunst, Dekorationsgegenstände.
Das sind Begriffe für Genres, die in meinem Umfeld ausdrücklich vorkommen, um gelegentlich untereinander ganz erstaunliche Interferenzen zu entfalten. Und das Kulturpolitische? Ich wundere mich heute nicht mehr, wie viele steirische Kulturschaffende sich in die Obhut der Verwaltung begeben haben.
Damit meine ich, daß mir auffällt, wie sehr an etlichen Stellen Kräfte der Verwaltung mit ihren Fixanstellungen, bezahlten Urlauben und gesicherten Krankenständen den Laden inhaltlich übernommen haben, Themen und Gangart vorgeben.
Wie kam das? Die Kurzformel einer möglichen Erklärung lautet für mich: Da werden Freiheit und Sicherheit gegeneinander konvertiert. Da herrscht eine Angst vor Veränderungen, die beim Kulturvölkchen stets auch Angst vor dem Abstieg bedeutet. (Eine berechtigte Sorge.)
Angst vor Veränderungen ist ebenso eine Angst vor Freiheit. Ist Ihnen klar, daß genau diese Kräftespiele auch fundamentale Elemente des Faschismus sind? Aber das muß uns eh nicht sorgen. Oder?
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