Netzkultur: Platzhalter

Wenn ich von „Art Under Net Conditions“ spreche, dann meint das nicht „Internet-Kunst“, zumal ich diesen Begriff sowieso unerträglich finde.

Hier wird dann Basismaterial gezeigt.

Mit „Kunst unter Bedingungen der Vernetzung“ bezeichne ich meine Obsession, mich in den Genres nicht gar so genau festlegen zu wollen. Also kombiniere ich verschiedene Erzählweisen, Strategien, Techniken, Kunstformen. Deshalb ist das Buch „An solchen Tagen“, das ich gemeinsam mit Fotograf Richard Mayr grade in die nächste Phase der Umsetzung bringe, auch nur eines von mehreren Elementen in unserem Vorhaben „Das erweiterte Buch“.

Das bedeutet unter anderem, ich brauche jetzt, wo wir das analoge Buch in die Druckvorstufe wuchten werden, zwei Webadressen für Inhalte, die es noch nicht gibt. Daher hab ich zwei Platzhalter ins Web gestanzt.

In den frühen Tagen der Netzkultur war es üblich, einzelne Webpages, die noch ohne Inhalt sind, mit dem Hinweis „Site under Construction“ zu versehen. Ich fand das damals schon deppert und weigere mich auch heute, mit solchen Surrogaten zu handeln.

Wenn schon, dann aber! Die aktive Adresse im Web verlangt Content, egal, ob das jetzt zehn Leute, hundert Leute oder gar keine Menschen sehen werden. Mag sein, das wirkt etwas dünkelhaft. Es ist eben eine Frage, wie man seinen Job versteht.

Hier wird man bald Kammerschauspieler Franz-Robert Wagner hören.

Ich orientiere mich in einigen Fragen an einem alten Handwerksethos. Dazu gehört das Bemühen, eine Arbeit um ihrer selbst willen gut machen zu wollen. Egal, ob das jetzt zehn Leute, hundert Leute oder gar keine Menschen sehen werden.

Ja, ich weiß, das könnte man auch als eine zickige Art deuten. Für mich hat es unter anderem mit Selbstachtung zu tun. Ich bin kaum bereit, Dinger herunterzuhudeln, nur weil es pressiert. Die ganze Welt funktioniert inzwischen offenbar so. Ich sammle gerade Memes und Zitate, die das illustrieren.

Soso! Ideen… (Quelle: Facebook)

So wie dieser junge Löwe, der verspricht, dank seiner Skills könne man einen Newsletter in unter 15 Minuten schreiben. Aber wozu? Was ist denn das für eine Art von Qualität? Damit man mehr Hackn ins gleiche Zeitfenster packen kann? Gratuliere!

Dieses „Hauptsache schnell!“ handelt dann ja oft genug von Typen, welche ihren Mangel an inhaltlicher Relevanz durch solchen Aktionismus verbergen. Helmut Qualtinger hat das in einem Lied einmal so formuliert: „I hob zwoar ka Ohnung wo i hinfoahr / Oba dafür bin i gschwinder duat“.

Gut, jeder wie er will oder meint. Ich aber hau keinen leeren Platzhalter ins Web. Ich biete Ihnen da zwei Gschichterln an, die später durch andere Inhalte ersetzt werden.

Band I: An solchen Tagen (Bilder)
Band II: An solchen Tagen (Worte)

Das gleichnamige Buch von Mayr und mir erscheint übrigens demnächste in der Edition Keiper. Es kann dann dort bezogen werden, aber ebenso über den Buchhandel.

+) Netzkultur

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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