Vol. 42: Poiesis und Praxis in der Malerei II

Von Monika Lafer

Man sieht hier, dass die Motive zunächst als Aquarelle einzeln erarbeitet wurden. Da hatte ich noch keine Ahnung, dass sie mir später für weiterführende Arbeiten dienen könnten.

Oststeiermark, 2024, 60 x 50 cm, Acryl und Garn auf ungrundieretem Leinengewebe (Zum Vergrößern anklicken: Link)

Allerdings hat mich irgendetwas an den alten Kellerstöckln gereizt, sodass ich sie malerisch erfassen wollte. Lojze Spacal, der sogenannte Maler des Karsts (Link), hat mich mit seinen ausdrucksstarken, reduzierten Arbeiten in meiner Suche nach der endgültigen Formulierung der typisch oststeirischen Bauten sehr inspiriert.

Ich habe mich mit großem Interesse durch seine Bildergalerien gefräst, es ist für mich selbstverständlich, dass die Vorleistung anderer wichtig ist. Nicht, weil ich denkfaul wäre, sondern es ist große Dankbarkeit und Freude zu entdecken, dass hier ein Künstler seine Themen in einer absolut stimmigen Formensprache umgesetzt hat. Und davon profitiere ich, indem ich mich frage: „Was heißt das nun für mich und meine Arbeit?“

Und da beginnt der Prozess des Erschaffens (Poiesis, siehe auch Episode 41), zunächst im Geist. Es soll auf Leinen umgesetzt werden, nicht auf Papier. Warum? Nun, in der Oststeiermark kenne ich von Kind auf mehr Gewebe – als Papiersorten: Tischtücher (bestickt), Vorhänge (ebenso bestickt, vor allem jene über den Stromzählerkästen), Schürzen, Häkeldeckerl, Osterkörbedeckerl (durfte ich als Kind besticken), Geschirrtücher, Stofftaschentücher, Unmengen von Leintüchern… Da lässt sich einiges einarbeiten, falls vorhanden. Zunächst aber bleibe ich beim Leinengewebe, um mich mit der Technik vertraut zu machen, so die Idee.

Zwei Aquarelle: Kellersto?ckl in der Oststeiermark.

Und dann wird überlegt, was soll gezeigt werden, um das typisch Oststeirische hervorzuheben? Ich entscheide mich bei Durchsicht der Aquarelle für die Vorderfront eines Kellerstöckls ohne die Mauern seitlich zu begrenzen. Der überdachte Kellerabgang zeigt einen Dreiecksgiebel und suggeriert der Betrachterin und dem Betrachter, dass auch die Dachform des Baus ein Satteldach sein muss. Ich mache eine Skizze auf Papier, um die Neuentstehung festzuhalten.

Und nun geht es in die praktische Umsetzung im Format 60 x 50 cm. Zunächst wird das Leinengewebe entsprechend zugeschnitten, die Ansichtsfläche mit Fäden an den Ecken markiert und anschließend mit Kreide vorgezeichnet. Einzelne Bereiche (Balken, Kellerabgangsüberdachung) werden mit kleinen Gewebeflicken hervorgehoben, indem diese mit Garn provisorisch befestigt werden. Dann wird es mit der Nähmaschine dauerhaft fixiert.

Die Stickarbeiten (Fenstergitter) werden erledigt, bevor das Gewebe auf die Keilrahmenleisten gespannt wird. Dann werden die einzelnen Farbflächen definiert.

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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