Ich möchte nicht grundsätzlich ausschließen, daß ich als Autor zur Wortklauberei neige. Aber! Unsere Sprache beschreibt nicht bloß das, was wir vorfinden.
Unsere Sprache generiert „Realität“. Unsere Begriffe ergeben eine Ansicht und Auffassung unserer Welt. Daher mißfällt es mir, wenn Sprache als Propagandawerkzeug herhalten muß. Weshalb? Weil Propaganda Intentionen verdeckt, während sie auf mein Denken und Verhalten einwirken möchte. (Wir greift da nach mir?)
Genau das tut Werbung auch. Ferner läuft es darauf hinaus, wenn Institutionen sich der Sprache schlampig bedienen. Das fiel mir eben bei dieser Zugangsseite der Energie Steiermark auf.
Das steht auf meinem Bildschirm „Schön dich zu sehen!“ Was heißt denn das?
+) Erstens: Wer meint mich denn hier zu sehen?
+) Zweitens: Ich sitze in meinem Büro. Da sollte mich niemand via Computer sehen können.
+) Was ist daran „schön“? Wen schert das, wenn ich diese Seite aufrufe?
Ich weiß schon! Das sind Wohlfühlfloskeln. Aber das ist auch gelebte Gedankenlosigkeit. Wenn diese Leute nun hier gedankenlos agieren, wo tun sie es noch? Außerdem ersauf ich doch inzwischen längst in diesem drögen Floskel-Ozean.
Im aktuellen Wahlkampf hab ich es grade erlebt. (Zum Wegrennen!) City Management. Regionalmanagement. Jede Menge Floskeln! Stadtparteien, allerhand Kultureinrichtungen. Viele Floskeln! Regionalblätter und allerhand Wirtschaftsbetriebe? Reichlich Floskeln!
Vielleicht ist es ja egal. Nein, es ist nicht egal! Wenn wir in Floskeln denken und in Floskeln reden, dann ist das Denke lau und kraftlos, vor allem aber nicht geeignet, fordernde Situationen zu bearbeiten. Es ist außerdem so entsetzlich fad wie warmes Bier.