Ich hätte es dieser Tage nicht mehr gewußt. Aber die Software zog eine Notiz aus dem elektrischen Docuverse, welche den Tag markierte, um mich zu erinnern.
Das war demnach vor genau drei Jahren, am 8. Mai 2021, als ich im Gleisdorfer „Zeit.Raum“ meine erste Episode eingerichtet hatte. Es ist ein Stück Infrastruktur, das ich gemeinsam mit Künstlerin Monika Lafer bespiele. Ein Raum, den uns Unternehmerin Barbara Schäfer unentgeltlich zur Verfügung stellt.
Wir verfügen über zwei große Fenster in der Innenstadt, die wir alle vier Wochen abwechselnd mit nächsten Beiträgen bespielen. Es gibt demnach vierzehntägig neue Inhalte. Dieses Projekt ist die seit geraumer Zeit einzige autonome Kunstinitiative Gleisdorfs, überdies mit konsequenter inhaltlicher Arbeit.
Ich staune, daß ein Großteil des Kunstvölkchens unserer Region sich weitreichend von kommunalen Einrichtungen abhängig macht, weshalb ich annehmen muß, da sind die Prioritäten etwas verrutscht.
Status quo
Ich hab eben meine 39. Episode laufen, die besonders komplex ausgefallen ist und einen Wendepunkt markiert; diesmal im Trialog, dem auch Autorin Eva Surma und Maler Heinz Payer angehören. Ab nun führe ich im Winkel meines Slots nämlich eine Lyrik-Leiste. Entsprechend sind Gedichte der Angelpunkt jener aktuellen Episode: „Gestrandet“.
Parallel hat Monika Lafer in ihrer 40. Episode Text vom Inhalt abgetrennt und ins rein Grafische überführt: „Ausgangssituationen“. Es zeichnet sich gerade ab, daß wir eine Reihe von Beiträgen erarbeiten werden, die wir zwischen sprachlichen und visuellen Codes verbindend umsetzen wollen.
Bleibt noch zu erwähnen, daß wir am 8. Mai daran denken, daß zu jenem Datum im Jahr 1945 der Nazi-Faschismus militärisch geschlagen war, aber nicht ideologisch. Wir sehen, daß diese Arbeit an einer vorherrschenden Männerkultur bis heute unerledigt ist. Ich hab dazu hier merhre Notizen deponiert: [Link]
Es bleibt nun, möglichst unaufgeregt festzustellen, daß sich dazu in meiner Umgebung kaum jemand exponiert, obwohl nicht nur die Neue Rechte seit den 1980er Jahren in Europa erfolgreich vorgeht. Seit den Corona-Jahren haben wir auf Gleisdorfs Straßen sehen können, wo Teile der regionalen Bevölkerung stehen. (Siehe dazu auch meine Kolumne „Rechtsruck“!)
Ich darf festhalten: Die Demokratie befindet sich erheblich unter Druck, während allerhand Leute, die Teil des öffentlichen Lebens sind, das eher weglächeln, als es öffentlich anzusprechen, um individuell konkret zu werden, was es verlangen würde, die Republik zu stärken, denn sie ist das politische Haus, in welchem die Demokratie wohnt. Ich vermisse in meiner Gegend klare, individuelle Aussagen von politischen Kräften.