Von Monika Lafer
In vol. 9 (2021) „ich sehe was, das du nicht siehst… und das ist nichts“ hatte ich das Sehen mit geschlossenen Augen bereits thematisiert: Hier ging es um das Zusammenkneifen der Lider, um ja nix zu sehen.
Doch stattdessen erscheinen helle, bunte Farbpunkte und zwar umso mehr, je fester man die Augenmuskulatur zum Schließen anspannt. Es entsteht kein Schmerz, ist jedoch anstrengend – ähnlich der Strategie des Igels, wenn er sich in eine stachelige Kugel verwandelt.
Doch auch im entspannten Zustand kennen wir das Phänomen des Sehens mit geschlossenen Augen. Nein, keine Vorstellungen im Geiste oder Manifestationsübungen. Sondern das bloße Wahrnehmen der Farben, der vielen Schichten und flüchtigen Formen. Es erfordert – wie so vieles – auch einige Übung, um Farben und Formen differenziert zu sehen. Am leichtesten gelingt es wahrscheinlich, wenn man sich an einem sonnigen Tag ins Freie setzt und die Augen schließt:
Man nimmt eine orange-rote Färbung wahr, nämlich aufgrund der hellen Lichtquelle, die durch unsere Lider dringt. Beginnt man, dies genauer zu beobachten, wird man möglicherweise einzelne diffuse Flecken sehen, die kommen und gehen. Weiter geht es mit dem Erkennen von Strukturen innerhalb der Flächen, die noch flüchtiger als das vorhin Genannte sind.
Absichtsloses Sehen, könnte man es nennen. Wahrnehmen, was sich abspielt und nicht interpretieren. Neugierig dranbleiben und beobachten. Natürlich fallen mir Phänomene auf, die ich benennen kann – Komplementärkontraste usw. Aber das war es dann auch schon.
Von außen sieht es so aus: man sitzt in der Sonne und tut nix. Faules Pack, diese Künstlerschaft. Niemand käme auf die Idee, dass da jemand sein Werkzeug, nämlich das Sehen und blitzschnelle Erfassen von unglaublich flüchtigen Mustern, scharf macht.
Als Malerin ist das unglaublich wichtig für mich: Das Wahrnehmen, und dabei immer feiner werden. Parallel dazu muss ich auch meine eigene Sprache der Umsetzung auf Stand halten, sprich, das Malen immer weiter verbessern. Das wäre dann das, was man auch von außen sehen kann.
Zeit.Raum Gleisdorf
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Kotext
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