Diese Episode entfaltet sich etwas komplexer als frühere Beiträge. Die Inputs von Eva Surma, Heinz Payer & Martin Krusche ereignen sich in unterschiedlichen medialen Momenten.
Außerdem gibt es Querverbindungen zu den Arbeiten anderer Menschen, denen der Themenkomplex auch ein Anliegen ist. Der Text von Eva Surma…
Das bezog sich auf ein Gedicht von Martin Krusche, worauf auch Heinz Payer ins Spiel kam und der Trialog sich zu entfalten begann. Dabei wurde auch klar, daß diese XXXIXer Episode in den Anfang des Mai 2024 hineinreichen wird, also den 8. Mai einbezieht.
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Das Wort „gestrandet“ kommt in der zweiten Zeile von Krusches Text „der winter“ vor. Daran machte Surma ihr Gedicht fest, während der Text bei Payer an einer ganz anderen Stelle eine Wirkung auslöste.
Das kam von ihm als ein Blatt mit Text und Bild zurück, das vorerst ohne weitere Erläuterung blieb. Ein wesentliches Detail, denn was sich da an Verständigung aufblättert, ist nicht bloß rational entschlüsselbar.
Zu der Zeit hatte Surma auf ein Gedicht von Marie Luise Kaschnitz reagiert, das nun hier hereinflog: „Amselsturm“. Sie finden dieses Surma-Gedicht im „Lyrik-Trail“: [Link]
Das ist ein junges Projekt im Kontext „Archipel Gleisdorf“. Dazu war diese Episode der Auslöser.
Es ist vor allem darin bemerkenswert, daß es keine Absprache dazu gab, keine konzeptionellen Schritte, die diesen Initialmoment herbeigeführt hätten. Es war unsere Kommunikation auf der künstlerischen Ebene, in der sich diese Situation herauskristallisiert hat.
Man könnte durchaus sagen, die einzelnen Werke haben sich verbündet und an uns gewandt, um etwas Gemeinsames zu werden. Das ist dann Poesie in einem ursprünglichen Sinn als Poiesis, als poetische Arbeit, in der etwas entsteht, was es davor nicht gegeben hat. Siehe dazu das Trail-Protokoll #12: „Poesie und Praxis„!
Diese strukturelle Trennung hat eine pragmatischen Grund. Für mich gesprochen: Ich glaube nicht an „engagierte Literatur“ oder „politische Kunst“, zumal ich auch nicht daran glaube, daß Kunstwerke eine wesentliche pädagogische Funktion haben.
Literatur ist Literatur. Kunst ist Kunst. Aktive dieser Genres wählen ihre Themen nach Belieben, befassen sich also auch mit politischen und anderen Sujets. Es mag manchmal gute Gründe geben, Inhalte doch zur Bildung eines Genres heranzuziehen. Ein Beispiel. Der Begriff „Frauenliteratur“ war ursprünglich und ganz unmißverständlich abwertend gemeint, um die Literatur von Frauen zu desavouieren. Also haben Frauen den Begriff Frauenliteratur okkupiert und gewendet, neu definiert.
Ich nehme an, das ist ein Beispiel für jenen Prozeß, den Luise F. Pusch in „Das Deutsche als Männersprache“, einer Sammlung von Aufsätzen, den „von Frauen in Gang gesetzte Sprachwandel“ nennt.
Davon unabhängig habe ich keinen Grund, Eva Surmas Texte als „Frauenliteratur“ zu etikettieren, für mich ist das Literatur und in meinem Referenzsystem spricht der Text, nicht das Etikett. Aber vielleicht ist das auch stark kontextgebunden und hängt eventuell davon ab, in welchem Zusammenhang man sich an welches Publikum wendet.