Wasser, Salz und Eisen: Intrada

Man konnte hier schon einige Male auf diese meiner bevorzugten Mantras stoßen: Provinz heißt nicht zwingend provinziell.

Der Müllersohn Franz Pichler hatte die Innovation verstanden.

Es hätten keinerlei Zentren entstehen können, wenn nicht an solchen Orten Prozesse entstanden wären, um Ressourcen und talentierte Leute aus der Peripherie abzuholen, an sich zu binden. Eine der historisch jüngeren Varianten ist ganz typisch für die Dampfmaschinen-Moderne.

England hatte sich im 19, Jahrhundert zur führenden Industrienation der Welt entwickelt. Städtenamen wie Coventry oder Manchester wurden sprichwörtlich für derlei Entwicklungen. Die Dampfmaschinen-Moderne fand freilich jüngst durch den Umbruch in der Digitalen Revolution der 1970er Jahre ihre große Schlußszene.

Die aktuelle Digitalmoderne mit ihren selbstlernenden Systemen, den KI-Konzepten und dem Internet der Dinge ergibt eine völlig andere Ära. Deren Beginn markiere ich vorzugsweise mit dem Hinweis auf ein kurioses Ereignis.

Ende Jänner 2016 berichtete „Scientific American“: „Last October in London the DeepMind team invited the European Go champion, Fan Hui, to play against their program, AlphaGo. The match was private, witnessed by just a few spectators. Hui and AlphaGo played a full-size game on a 19 by 19 grid board.“ [Quelle]

Grubenlok für den Bergbau.

Das Programm AlphaGo wurde nicht von Menschen, sondern von Software entwickelt. Darin lag der fundamentale Unterschied zum Jahr 1996, als der IBM-Computer „Deep Blue“ den vormaligen Schachweltmeister Garri Kasparow schlug. Es gelang noch aufgrund eines von Menschen verfaßten Schachprogramms.

Daß ich nun diese Leiste mit „Wasser, Salz und Eisen“ überschrieben hab, liegt an einem Fokus auf der Steiermark. Ich fand es erstaunlich, daß hier, wie man am Beispiel des Johann Puch zeigen kann, die Zweite Industrielle Revolution etwa zeitgleich mit solchen Prozessen in den USA stattfand; nämlich etwa zwischen 1908/1909 und dem Großen Krieg.

Das Wesen dieser Entwicklung waren große Automatisierungsschritte. Zum Beispiel mit Automaten und Halbautomaten, die größere Stückzahlen ermöglichten. Freilich hatten steirische Industriebetriebe nicht die Dimensionen und wirtschaftliche Kraft jener in Deutschland, Großbritannien oder in den USA. (Deshalb dauerte es hier mit den Fließbändern noch länger.)

Aber es gab hinreichend begabte Leute, die den inhaltliche und technischen Fragen gewachsen waren. Johann Puch selbst ist ein Beispiel dafür. Ein Keuschlerbub aus dem winzigen slowenischen Dorf Sakuschak, wo er als Janez Puh aufgewachsen war, um aus der Provinz zu kommen und in der Landeshauptstadt zu reüssieren.

Puch G Prototyp von 1974. (Sammlung Rudolf)

Es gibt eine ganze Reihe solcher Beispiele, von Franz Pichler bis Frank Stronach, weshalb ich bezüglich der Steiermark gerne sage: Weltgeschichte berührt Regionalgeschichte. Was auch immer rund um die Welt andernorts neu erdacht und entwickelt wurde, vieles davon wurde haben helle Köpfe im Raum Steiermark wahrgenommen, aufgenommen, genutzt.

Und die Titelzeile? Salz und Eisen sind zentrale Unternehmensgegenstände des historischen Raumes, in dem die heutige Steiermark besteht. Da rede ich von Entwicklungen ab der Bronzezeit. Wasser ist nicht nur in Produktionsbereichen unverzichtbar.

Wasserwege waren die längste Zeit das einzige Mittel, um Massengüter zu befördern. Auf dem Landweg ging das nicht. Daß zu all dem die Wälder der Steiermark von Bedeutung sind, dürften schon Volksschulkinder erfahren haben, denen man von der „Grünen Mark“ sprach.

+) Wasser, Salz und Eisen (Übersicht)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter kunst, wirtschaft, wissenschaft, Mobilitätsgeschichte, Mythos Puch, Technologiegeschichte, Wasser abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.