Das erweiterte Buch

Ich halte Bücher für die maßgeblichen Artefakte der Gutenberg-Galaxis. Sie sind haptisch erfahrbar, geben Anlässe für eine spezifische Typografie, bewähren sich als höchst stabile Datenträger, denen (im besten Fall) selbst Jahrhunderte nichts anhaben können.

Und wer kann heute noch 3 Zoll-Disketten aus den 1980ern lesen?

Ich halte Bücher für die maßgeblichen Artefakte der Gutenberg-Galaxis. Sie sind haptisch erfahrbar, geben Anlässe für eine spezifische Typografie, bewähren sich als höchst stabile Datenträger, denen (im besten Fall) selbst Jahrhunderte nichts anhaben können.

Welche Rolle kann dieser Medientyp in einem Projekt wie dem Archipel Gleisdorf spielen, um über die Situation der individuellen Lektüre (Mensch und Buch in der Einheit von Zeit und Ort) hinauszukommen?

Ich sehe das Buch als eine Art Boje im unermeßlich weiten Ozean von Informationen, der uns umgibt. Buch und Bildschirm führen freilich zu ganz unterschiedlichen Lesehaltungen sowie Leseerfahrungen. (Buch und Körper ereignen sich im Wechselspiel anders als Electronic Device und Körper.)

Eine Arbeit von Heiko Idensen, damals verblüffend, heute Old School.

Es gibt für mich keine Lektüre, ohne ein Schreibgerät in Griffweite zu haben. Das Buch verändert sich durch meine Markierungen und Randnotizen. So verzahnen wir uns. Ein von mir markiertes Buch verhält sich zum Electronic Device mit seinem Datenbestand wie eine konkrete zu einer abstrakten Maschine. Hier ein physisches Objekt als nun singuläres Artefakt, dort ein reproduzierbarer Datenbestand, der in ganz verschiedenen Maschinen auftauchen kann.

Das erweiterte Buch
Dies ist kein Statement gegen die EDV. Ich arbeite seit den 1980er Jahren mit Computern und war online, sobald ich es mir leisten konnte. Da gab es in Österreich des Internet (TCP/IP) noch gar nicht.

Aus dieser Praxis über Jahrzehnte beziehe ich klare Vorstellungen, was mir diese Technologie nützt und wobei ich sie vorzugsweise ausspare. Electronic Devices sind meine Werkzeuge, die mir und meinen Zwecken dienen müssen.

Ich war mit der v@n-site schon früh Teil der Netzkulturszene.

Ich arbeite mit Fotograf Richard Mayr derzeit an einem Buch, das im Kern dem „Buchsein“ gewidmet ist. Freilich erweitere ich es digital, doch genau nicht im Beilegen einer CD oder DVD. Das bedeutet, es entsteht ein klassisches Druckwerk, das ich dann mit Schnittstellen versehe.

Über diese Schnittstellen führen Schritte ins Internet, in digitale Räume (mein „kühles Extrazimmer“). Von dort entwickle ich aber einige Prozesse auch wieder zurück in den Raum realer sozialer Begegnungen.

Da habe ich mit inspirierten Menschen aus verschiedenen Genres zu tun. Was sich daraus an Kooperationen entfaltet, ergibt neue/nächste Vorhaben. Die manifestieren sich dann auf verschiedene Arten.

Das kann ein E-Book eben nicht.

Das ist der Zusammenhang, wie ein Buch, ein traditionelles Druckwerk, zu einem Angelpunkt wird, über den wir verschiedene Optionen hebeln können. So kann sich kollektive Wissens- und Kulturarbeit ausdrücken, die dann zum Teil im analogen Raum sehr konkrete Orte findet; etwa im „Trail“ und im „Archipel Gleisdorf“. (Siehe dazu auch: „Archipel Gleisdorf: Netzkultur„!)

Übersicht
+) Archipel Gleisdorf
++) Netzkultur (Übersicht)

Weiterführende Links
+) Das Buchprojekt: An solchen Tagen (Poesie in Progress)
+) Archipel Gleisdorf (Wissens- und Kulturarbeit abseits des Landeszentrums)
+) Konferenz in Permanenz (Laufender Diskurs, dezentral)
+) Konvergenzzone, Gleisdorf (Ein Zusammenhang)

In der Gutenberg-Galaxis
(Martin Krusche by Heinz Payer)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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