Als es das WWW noch nicht gab, nutzten wir wesentlich schlichtere Formen der Vernetzung im Web. Meine erste eigene Online-Kiste war ein Bulletin Bord System (BBS).
Die Übertragungsraten stiegen langsam, die Online-Kosten sanken nach einer Weile, weil es dann auch schon Einwahlknoten in Graz gab und ich nicht mehr die Telefongebühren für mein Login in Wien bezahlen mußte. (Die heutigen Pauschalpakete per Flatrate kamen erst sehr viel später.)
Ende der 1990er, eine damalige Neuerscheinung von Walter Grond, der Roman „Old Danube House“, wurde für mich zum Anlaß, meine HTML-Fähigkeiten zu erweitern. Die HyperText Markup Language ist eine Seitenbeschreibungssprache, mit der Browser Inhalte auf dem Bildschirm darstellen.
In einer Dissertation von Andrea Ghoneim kam das im Mai 2008 zur Sprache: „Literarische Publikationsformen im World Wide Web“ (Veränderungen in Produktion, Publikation und Vermittlung Literatur am Beispiel ausgewählter österreichischer Literatur-Medien): [Quelle, PDF]
Aktuell scheint mir, daß die Social Media diese Online-Möglichkeiten so sehr verändert haben, daß solche Verfahrensweisen in der Literatur keine besondere Rolle mehr spielen. Daß ich dennoch daran festhalte liegt an meiner Skepsis gegenüber dem aktuellen Status quo.
So konnte etwa Lesen als eine Methode des Wissenserwerbs ganz offensichtlich von dem ganzen Tiktok-Gehampel nicht abgelöst werden. Was habe ich alles an Warnungen erhalten, daß ich als Autor untergehen werde, wenn ich an so antiquierten Formen festhalten würde, wie ich sich in meiner Webpräsenz nach wie vor nutze.
Aber war das, wofür ich stehe, je eine Art kultureller Breitensport? Das war es noch nie. Es ist ein Feld der Mühen. Das beklage ich nicht, sondern notiere es unaufgeregt als ein Faktum. Wissenserwerb ist für mich mit Freude verbunden, was die Mühen nicht geringer macht.
Ich hab gerade ein einzelnes Segment meiner Online-Präsenz neu sortiert: „Team Krusche: Neu“ [Laufend neue Beiträge des Kuratorium für triviale Mythen (Kunst Ost), verwaltet von Martin Krusche. Den Gesamtzusammenhang finden Sie am Seitenende aufgelistet.]
Es fällt mir selbst schwer genug, den Überblick zu behalten. Aber das war immer schon so. Meine kleine private Bibliothek birgt das gleiche Problem. Einen großen Vorrat an Informationen parat zu haben, um daraus anlaßbezogen Wissen zu generieren, das war allerweil schon ein Flanieren am Klippenrand. Stets blieb die Gefahr des Absturzes in die Unüberschaubarkeit an einem dran.
Was all jene ins Gemeinwesen hämmern, die mühsamen Wissenserwerb als eine Art „elitäres Verhalten“ denunzieren, ist evident. Daß solche Schnösel einen auch persönlich angreifen, ist längst Standard. Hier zählt freilich der erste Lehrsatz des steirischen Buddhismus: „Mir wurscht!“
Ich bin jetzt Teil eines Team, das sich bemüht, mit dem „Archipel Gleisdorf“ ein anspruchsvolles Kulturprojekt zu realisieren, das sich auf der Höhe der Zeit ereignet. Schauen wir also, dann sehn wir schon…
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